Donnerstag, 27. Mai 2010

27.05.2010 Hardanger in a nutshell


Zum ersten Mal seit langem habe ich die Nacht durchgeschlafen – wohl Paracetamol sei dank – aber trotzdem gehörte der erste Gedanke am Morgen meinem schmerzenden Hals und einem Mittel dagegen… Also immer noch nicht gesund… Toll!
Nichts desto trotz genoss ich einen Kaffee mit einem Muffin und machte ich mich fertig für meine Tour „Hardanger in a nutshell“. Überpünktlich traf ich am Bahnhof ein, um den Regionalzug nach Voss zu nehmen, und da ich bis zur Abfahrt noch genug Zeit hatte, schaute ich mich nach einem Bargeldautomaten um… um gleich am frühen Morgen eine nächste Enttäuschung zu erleben – die Karte funktioniert immer noch nicht! Ich verstehe es nicht! Schon wollte ich zu einer meiner Kreditkarten greifen, um damit Bargeld abzuheben, aber zuerst versuchte ich es noch mit meiner Payback-EC und zumindest die hat funktioniert, also bin ich endlich wieder flüssig, ohne dass das große Problem gelöst ist…
Wie gesagt von Bergen fuhr ich dann mit einem Regionalzug nach Voss und da die halbe Fahrt durch irgendwelche Tunnel führte, konnte ich gut an meinem Reisetagebuch arbeiten, ohne etwas schönes und/oder wichtiges zu verpassen. Zwischendurch versuchte ich auch immer wieder Photos zu machen, aber leider machten sich mal wieder Grenzen meiner geliebten Photokamera sichtbar – das Akku hatte mir schon Gestern Probleme bereitet, weil ich es nach dem Paris-Aufenthalt nicht mehr aufgeladen habe, gab es dann Gestern Abend den Geist auf. Heute war aber während der Zugfahrt das Lichtsensor das größte Problem – es dauerte einfach zu lang, sich von dunkel auf Tageslicht umzustellen, so dass wir oftmals schon wieder im nächsten Tunnel verschwanden, bis mein Apparat bereit war, ein scharfes Photo zu machen… Schade, ich werde es mir doch noch überlegen müssen, mir eine neue Kamera zu zu legen.
In Voss angekommen, ging es gleich weiter mit einem Bus nach Uvlik – und auch wenn es sich dabei um einen ganz normalen Linienbus handelte, so wusste der Fahrer ganz genau, was er seinen Passagieren schuldig ist, und machte an den besonders reizvollen Stellen (großer Wasserfall oder Panoramablick) einen kurzen Stopp, damit man in Ruhe fotografieren konnte – danke schön!
Kaum waren wir in Ulvik angekommen, sah man schon unser Schnellboot am Horizont und so dauerte es nicht mehr lange, bis wir unsere Tour Richtung Eidfjord fortsetzen konnten, einem kleinen Städtchen, eigentlich wohl eher ein Dorf am Ende des Hardanger-Fjordes, des dritt längsten Fjordes in der Welt, wie ich in einer Broschüre nachgelesen habe. Unterwegs wurde eine anschließende Bustour verkauft, aber da ich für den Ausflug bereits über 100 EUR ausgegeben habe, waren mir die zusätzlichen 250 NOK, also ca. 35 EUR wirklich zu viel und reine Geschäftemacherei. Ich habe zwar schon bemerkt, dass Norwegen nicht billig ist, aber 35 EUR für eine 2-stündige Bustour zu einem Wasserfall??
Statt dessen bin ich dann lieber ein bisschen durch das Dorf gelaufen, habe das gute Wetter genossen (auch wenn die Berggipfel drumherum unter Schnee liegen, sind es unten im Tal beim heutigen Sonnenschein angenehme Temperaturen) und nachdem ich ein sonniges Plätzchen direkt am Fjord gefunden habe, packte ich mein Netbook raus und… fühlte mich wie ein berühmter Schriftsteller (oder auch viele), der an einem einsamen Ort an seinem nächsten Roman bastelt… Ok, bei mir war es nur mein Reisetagebuch - ich werde vielleicht niemals einen Pulitzerpreis gewinnen (bin ja kein Journalist), noch einen Nobelpreis für Literatur (Stockholm ist zwar nicht weit, aber trotzdem in einem anderen Land) aber trotzdem hat die Schreiberei viel Spaß gemacht... Und die zwei Stunden Ruhe, die ich mir so geschenkt habe, kann ich auf jeden Fall gut gebrauchen…
Kurz vor 15 Uhr ging ich wieder an Bord von unserem Schnellboot und zuerst ging es auf dem bekannten Weg nach Utlik, und dann weiter bis nach Norheimsund. Die Fahrt machte dann auch mehr Spaß, da es merklich wärmer geworden ist – so lief ich auch ständig zwischen meinem Platz unten und den Oberdeck hin und her um noch mehr Photos vom Fjord, den Dörfern und Städtchen an den Ufern, den Gletschern und natürlich auch von mir zu machen.
In Norheimsund angekommen dauerte es nicht lange, bis der Bus nach Bergen vorfuhr, und so startete ich die letzte Etappe – das Akku meines Apparates hatte bereits den Geist aufgegeben (dabei habe ich es auf dem Schiff ca. 15 Minuten lang aufgeladen, weil es schon da Schwäche zeigte), und so konzentrierte ich mich darauf, das Gesehene auf meiner inneren Festplatte zu speichern – und es gab einiges davon…
Wieder einmal interessante Flussläufe mit Wasserfällen, verschneite Bergkuppen mit Gletschern, Bergseen mit kleinen Felsinselchen – auf einer wuchsen gerade nur ein paar Bäume, auf einer anderen reichte der Platz gerade für ein kleines Bootshaus (ich frage mich nur, wie der Besitzer dahin kommt?)… Es war einfach nur herrlich – nach jeder Tunneldurchfahrt änderte sich die Landschaft ein bisschen, irgendwann waren wir auch wieder an dem Fjord, an den wir bereits am Morgen mit dem Zug entlang gefahren sind… Die Fahrt strebte dem Ende zu…
In Bergen angekommen entschied ich mich, mein Abendessen bei Burger King einzunehmen (ja, ich weiß, ich wollte eigentlich etwas typisch norwegisches, vor allem aber Fisch essen), und merkte auch wieder, wie teuer das Leben hier ist – ein normales Menü startet hier bei ca. 80 NOK, das sind über 10 EUR! So viel zahlt man in Deutschland nicht! Aber… trotzdem fühle ich mich hier sehr wohl…
Am Abend habe ich wieder eine Paracetamol genommen und bin brav im Zimmer geblieben (dabei wüsste ich sogar, wo ich andere Gays treffen könnte, weil mir über Internet ein Tipp gegeben wurde…), aber nein! Stattdessen habe ich das 2. Halbfinale für den ESC geguckt – am Samstag ist bereits in Oslo das Finale und jetzt wurden noch die letzten 10 Teilnehmer auserkoren – leider sind meine beiden Favoriten, nämlich Slowenien und Kroatien nicht mehr dabei… Dafür aber Aserbeidschan, Armenien, Türkei und noch mehr solcher Staaten, bei denen man sich fragen kann, was sie bei einem Europäischen Wettbewerb suchen… Israel ist auch dabei – der Junge sieht zwar nett aus, aber… man, hat er schief gesungen! Und trotzdem ist er im Finale… haben die Menschen keine Ohren??? Mal schauen, was der Finaleabend so mit sich bringt… Morgen Nachmittag geht es auf jeden Fall nach Oslo weiter…

Keine Kommentare: