Samstag, 29. Oktober 2011

29.10.2011 @ The Jumbo Hostel, Stockholm

Es ist 1 Uhr morgens und eigentlich sollte ich schon schlafen, um Morgen ausgeruht Stockholm zu besichtigen, aber... mein Hostel ist so cool, dass ich gleich ein paar Worte schreiben will (und ein paar Photos dazu packe, die ich gerade schon gemacht habe). Aber der Reihe nach...
Der Flug war fast eine Stunde verspätet und irgendwann hatte ich fast schon das Gefühl gehabt, dass es gleich abgesagt wird, aber mit 45 Minuten Verspätung sind wir dann doch noch in Berlin gestartet und kurz vor Mitternacht in Stockholm gelandet - und ich hatte mich total erschrocken, weil ich bei der schlechten Beleuchtung an der Landebahn dachte, dass alles verschneit ist! Aber zum Glück war es nur eine Täuschung - es ist zwar frisch, aber noch oberhalb der Eis- und Schneegrenze.
Zum Glück brauchte ich nicht lange auf mein Gepäck zu warten, dafür aber umso länger auf den Flughafenshuttle, der alle 15 Minuten (in der Nacht jede halbe Stunde) zwischen den Terminals, den verschiedenen Flughafenparkplätzen, den Mietwagenanbietern und natürlich den Flughafenhotels pendelt... Ich hatte mich laut Fahrplan auf eine lange Fahrt eingestellt und... war total überrascht, als auf dem Monitor erschien "Next stop: Jumbo Hostel" - wow, der kürzeste Transfer ever!
Am Jumbo angekommen machte ich zwei-drei erste Photos, aber da es Nacht ist, sind sie, glaube ich, nicht so toll geworden - muss sie auf jeden Fall am Morgen wiederholen und... über eine Außentreppe lief ich zum Hostel-Eingang nur um... die nächste Überraschung zu erleben: Straßenschuh-Verbot! Meine Schuhe stehen jetzt irgendwo im Eingangbereich und ich durfte dann auf Socken zu der kleinen Rezeption und dann weiter auf meine Kabine... Ich habe ein Einzelzimmer reserviert und habe jetzt eine 3er-Kabine im Bereich der Reihen 22-24 HJK (gut zu erkennen an der Gepäckablage *lach), die so bißchen aufgebaut ist, wie früher die Zimmer bei Formula 1 oder den Etap Hotels - ein Doppelbett unten und eine Einzelliege darüber (wo ich mich auch gerade befinde - es ist ja ein Doppeldecker *lach) mit einem kleinen TV-Gerät und... kostenfreiem WLAN. Mehr hat man im Zimmer nicht... Na ja, einen kleinen Mülleimer noch... Aber es reicht! Die Badezimmer (ich habe drei gesehen) sind alle im Heck des Flugzeugs... daneben eigentlich schon außerhalb des Fliegers ein langes Becken, wo man sich kurz frisch machen oder Zähne putzen kann... Irgendwo zwischendurch habe ich zwei Internet-Terminals, ein Bügelbrett und eine Infowand mit lauter Werbebroschüren (u.a. von den Baxpax-Hostels in Berlin - ist das cool!). Und das war's! Eine Mischung vom Hotel und Jugendherberge - aber man weiß, dass man in einem Flugzeug ist und... es ist toll! Und jetzt hoffe ich, dass ich endlich mal behaupten kann, dass ich gut in einem Flugzeug geschlafen habe!
Und Morgen erzähle ich Euch noch, wie das Frühstück war, das in der Nase des Flugzeugs serviert wird (leider habe ich bloß gesehen, dass die Treppe nach oben gesperrt ist - aber vielleicht kann ich da Morgen auch noch rein...)
Gute Nacht! Und... have a good and safe flight! Eh, ich meine... night! :)

Donnerstag, 6. Oktober 2011

06.10.2011 Frankfurt/Main


Wir sitzen gerade am Flughafen in Frankfurt und warten auf unseren (verspäteten) Flieger nach Berlin… Der Abend Gestern in Chennai war noch sehr schön – nachdem wir gegen 19:30 Uhr unser Zimmer verlassen haben, haben wir noch einen kleinen Snack an der Bar genommen (und lecker Kingfischer-Bier dazu getrunken *lach) und danach ging es mit einem vorbestellten Taxi zum Flughafen. Wobei es mit dem guten Eindruck von der Ankunft am Sonntag vorbei war – der Internationale Terminal wird gerade neu gebaut, die alte Halle ist einfach nur alt und… und so waren wir etwas von den Örtlichkeiten enttäuscht – trotz allem haben wir aber doch noch geschafft, ein paar letzte Geschenke zu besorgen, bevor wir an Bord von unserem Flugzeug gingen. Auch hier verzichtete Franzi auf den Rollstuhl, aber als dann beim Boarding gesagt wurde, dass Behinderte und Kinder zuerst einsteigen dürfen, habe ich sie nach vorne bugsiert und so durften wir gleich als Erste einsteigen und unsere reservierten Plätze annehmen… Ansonsten war der Flug ohne Vorkommnisse (ich habe noch nie so ruhige Flüge, wie in den letzten Tagen erlebt – keine Turbulenzen, noch nicht mal Kopfsteinpflaster… nichts!) und auch wenn ich mal wieder nicht wirklich schlafen konnte – ich habe ca. 2,5-3 Stunden gedöst – habe ich mir die restliche Zeit mit dem Entertainment Programm vertrieben. Tja, und jetzt sind wir vom Terminal B ins A „gehetzt“ (wieder ohne Rollstuhl, weil das Flugzeug auf Außenposition geparkt wurde und wir keine Lust hatten, darauf zu warten) und… warten jetzt auf den verspäteten Weiterflug nach Tegel… Lufthansa, so haben wir es nicht geplant!

Mittwoch, 5. Oktober 2011

5.10.2011 Chennai


Chennai, 14:10 Uhr, die Frisur sitzt – möchte man fast sagen, aber mit einem Basecap auf dem Kopf sollte sie auch ;). Wir sitzen auf der Dachterrasse von unserem Hotel, die Füße im Wasser, die Haare… na ja, den Kopf im Wind und genießen die letzten Stunden in Indien, bevor es heute Nacht wieder zurück nach Hause geht. Wir sind schon eingecheckt, also können wir in Ruhe die Seele baumeln lassen, die letzten Photos von den in Chennai landenden Flugzeugen schießen, Musik hören, die letzten Postkarten schreiben, Zeitungen durchblättern oder eben am Reisetagebuch schreiben und die Eindrücke der letzten Tage „zu Papier“ bringen. Und nachdem ich mich auch langsam besser fühle – Heute morgen hatte ich dann doch noch leichte Magenprobleme und mein Blutdruck war etwas zu hoch – ich hoffe, es lag beides an dem scharfen Essen, das ich nicht gewöhnt bin, macht mir das Leben auch wieder Spaß…
Am letzten Sonntag sind wir also abends von Mumbai nach Chennai geflogen. Unsere Kollegen haben uns „IndiGo“ empfohlen, da sie über lauter neue Flugzeuge verfügt, aber obwohl wir sogar das gute Karma mitgebucht haben (und das ist, weiß Gott, kein Scherz!), stand die Reise unter keinem sehr guten Stern – am Flughafen in Mumbai schon, konnten wir lauter Ratten beobachten, die ihre Vorräte mit Abfall auffüllten, während wir daneben in einem – eigentlich europäisch aussehenden Café – unseren Kaffee „genossen“ (wir waren nur froh, dass wir unter diesen Umständen keinen Kuchen bestellt haben). Dann gab es leichte Probleme bei der Sicherheitskontrolle (wieso einfach, wenn es auch umständlich geht) und dann stellte es sich im Flugzeug heraus, dass der wohl kränkste Passagier des Fluges (Elefantenbeine und Reizhusten bis geht nicht mehr), genau in der Reihe hinter uns sitzt… Na prost, Mahlzeit! Und als ich mich auch noch entschied, zwei Merchandising-Artikeln zu kaufen, und keine unserer vier Kreditkarten akzeptiert wurde, war ich durch… Auch wenn ich ansonsten aber nichts gegen die Airline sagen kann – der Flug war ruhig, die Flugbegleiterinnen meistens freundlich (nur eine sah aus, als ob ihr etwas über die Leber gelaufen sei), die vorbestellten Sandwichs lecker (Franzi mal wieder veg, ich non-veg mit Hähnchenbrust). Und der Service drumherum ansonsten auch sehr witzig – obwohl IndiGo eigentlich eine Low-Cost-Airline ist, hat sie (und auch die anderen Fluggesellschaften hier) eigenes Bord-Service mit entsprechend bemalten Transferbussen (Einstieg/Ausstieg auf dem Vorfeld), Fahrtreppen (mit dem Spruch „Indi Go to 35.000 feet“) und einem sog. „Hot stepper“ – einer kleinen Rampe, über die man statt einer Treppe ins Flugzeug einsteigt… Sehr nett! Vor allem für Franzi, da wir diesmal keinen Rollstuhlservice bestellt haben, und so konnte sie leichter aussteigen (nachdem sie beim Einstieg in Mumbai eine ihrer Krücken verloren hat, und fast runter gefallen wäre)… Und dann auch das noch - in Chennai gelandet hat es tatsächlich geregnet! Nicht besonders stark, aber trotzdem! Und auch die Wettervorhersage laut Google war nicht schön: Unwetter am Montag, Regen am Dienstag und Mittwoch möglich – zum Glück hatten sich die Vorhersagen bisher nicht erfüllt!
Es hat nicht lange gedauert, dann hatten wir unser Gepäck, das prepaid-Taxi gebucht (diesmal ohne kilometerlange Schlange) und waren schon im Hotel… Und der Urlaub konnte wieder beginnen – wir bekamen ein schönes Zimmer in der 4. Etage und bevor wir müde ins Bett sanken, überredete ich Franzi noch schnell, das Hotel zu erkunden. Die Dachterrasse war zwar zu diesem Zeitpunkt schon zu, aber wir guckten kurz beim Fitnessraum vorbei (unserem einzigen Besuch da), und fuhren auch noch runter in die 3. Etage, wo es das Frühstücksrestaurant und zwei – zu diesem Zeitpunkt auch schon geschlossene – Restaurants gibt, sowie eine nette Terrasse, wo wir ggf. noch heute Abend bisschen Zeit verbringen werden, bevor wir zum Flughafen losfahren. Unser Zimmer können wir bis 20 Uhr behalten (late check out), aber wir planen erst gegen 23 Uhr am Flughafen zu sein und dabei brauchen wir für den Weg dorthin höchstens 20-30 Minuten… Eher noch kürzer!
Na ja, die Nacht wurde auf jeden Fall wieder kurz, denn am nächsten Morgen, wollten wir genug Zeit für ein ausgiebiges Hilton-Frühstück haben (mit bisschen Aufschnitt, bisschen was Warmen und einem oder zwei Muffins zum Kaffee) und um 9:30 Uhr wurden wir wieder von unserem Guide abgeholt (meine Kollegin hat uns den Namen per Mail geschickt, aber ich weiß immer noch nicht wirklich, wie er heißt) und mit einem klimatisierten Auto begaben wir uns auf die Stadtrundfahrt in Chennai. Die Tour in Mumbai haben wir über „Tischler Reisen“ bestellt, da Franzi noch einen Voucher hatte, den sie damit einlösen konnte, aber die Touren in Chennai hat uns unser Chef „vermittelt“ – er meinte, dass er den Chef vom Lufthansa City Center in Kolkata kennt, und über diesen Umweg wurden unsere Touren organisiert – vor allem, da wir für den zweiten Tag eine ganztägige Tour in die Umgebung von Chennai geplant haben, und „Tischler“ hatte sich geweigert, sie so anzubieten… Na dann eben nicht…
Aber zuerst ging es eben nach Chennai herein – zuerst zu einer Wechselstube, weil mein Bargeld langsam alle war, und es am Flughafen (zumindest im domestic terminal) keine Möglichkeit gab, und dann weiter zu einem örtlichen Museum mit einer interessanten Sammlung an Bronze-Figuren mit hinduistischen Gottheiten, Shiva, Kali, Ganesha…
Zu den meisten Darstellungen wusste unser Guide Interessantes zu berichten, so dass er uns auf diese Weise die hinduistische Religion näher brachte, bevor wir weiter in die Stadt hereinfuhren und durch die Geschäftsstraßen („Chinese Bazar“) unseren Weg zum Hauptbahnhof, dem Rathaus, dem Bundesgericht, etlichen Krankenhäusern (das größte im Bundesland Tamil Nadu, dessen Hauptstadt Chennai ist, verfügt über ca. 3000 Betten – und das wo schon alleine Chennai 7 Millionen Einwohner hat) und dem Hafen in dessen Nähe sich die alte Festung der Engländer befindet, die früher direkt am Meer und heute hinter dem Hafen liegt – so kann sich eine Stadt auch entwickeln. An der Festung entlang (und die scheint wirklich groß zu sein, denn wir fuhren einige Minuten entlang), ging es weiter zum mit ca. 13 km zweitlängsten (wohl nach Copa Cabana in Brasilien) Strand der Welt, einer Fischersiedlung, wo wir kurz durch den Fischermarkt fuhren, und weiter zur Basilica St. Thomas – neben Santiago de Compostela und dem Peterdom in Rom, der einzigen Kirche, die über einem Apostelgrab gebaut wurde – die Legende besagt nämlich, dass Apostel Thomas auf einem Berg (sichtbar von unserem Hotel) in der Nähe von Chennai von einem Einheimischen getötet wurde und seine Leiche in der Krypta der heutigen Kirche bestattet liegt. Wie sich vor Ort herausgestellt hat, hat schon Johannes Paul II. hier während seiner Pilgerfahrt nach Indien 1985 gebetet, und zusammen mit uns, war am Montag auch eine hinduistische Pilgergruppe aus Hyderabad (man lasse es sich auf der Zunge zergehen) anwesend, die nach hinduistischer Sitte und in Ermangelung eines direkten Zugangs zur Leiche bzw. einer Statue die Glasscheibe berühren wollte, hinter der das Sarkophag des Heiligen liegt. Sehr eigenartig! Von der Basilika war es nicht mehr weit zu dem hinduistischen Kapaleeswara Tempel, den wir auch noch besichtigen konnten – zumindest die Abschnitte, die für nicht Hindus offen waren (also keine Schreine). Wir ließen unsere Schuhe in einem Gebäude neben dem Tempel (am nächsten Tag wurde es noch extremer – da ließen wir unsere Schuhe gleich im Auto stehen) und durch den Hauptgang ein paar Meter weiter, betraten wir das Tempelgelände. Im Tempel fand gerade Armenspeisung statt, so wurde uns dieses Vorgehen erläutert, bevor wir unser Obolus für die Fotoerlaubnis bezahlten und einer Frau zusehen konnte, wie sie den Boden vor einem Tempel verschönerte – mit einer weißen „Farbe“ aus Reismehl und Wasser bemalte sie zuerst die Treppen zum Tempel und danach fertigte sie auch noch eine Malerei auf dem Vorplatz an. Es war sehr interessant zu schauen, wie ihr Werk immer größer und größer wurde, in dem sie immer symmetrisch die nächsten Ornamente zufügte. Und solche Malereien – oftmals auch noch bunt, hat man vor jedem Tempel gesehen…
Auf dem Weg zurück zum Hotel haben wir unseren Guide in der Nähe seiner Wohnung abgesetzt – einer Gegend für mittelreiche Inder, in der ich nie im Leben leben wollen würde und verbrachten den Nachmittag durchgehend am Pool deck unseres Hotels auf der Dachterrasse – und das fast alleine. Ein Mal war nur kurz ein anderer Gast da gewesen, aber ansonsten gehörte die ganze Terrasse uns und dem Service-Personal – private sun bathing so zu sagen… Wir genossen das gute Wetter, den Ausblick auf Süd-Chennai (und die benachbarte Baustelle – in Chennai wird nämlich in Form einer Hochbahn die Metro gebaut, die in ca. 2 Jahren fertig sein soll), und auch das Essen von der Q Bar ließ nichts zu wünschen übrig – wir bestellen ein mediterranes Sandwich und einen Hilton Burger und beides wurde frisch und lecker an unseren Pool-Liegen (die mitten im Wasser stehen) serviert. Und die Portionen waren so reichlich, dass wir am Abend auf das Dinner verzichteten und uns mit einem, von Franzi mitgebrachten, Corny Riegel zufrieden gaben… Der Tag in der Sonne, und auch die Tage davor mit den Besichtigungen, haben mich so kaputt gemacht, dass ich bereits am frühen Abend auf meinem Bett ca. 1-1,5 Stunden gedöst habe und entsprechend wach war ich dann auch danach. Aber mit Internet (endlich wieder! Auf dem Pool deck gab es nämlich keinen Empfang) und TV (tolle Show: „The amazing Race“) ließ sich auch dieser Abend gut verbringen…
Und der Dienstag begann! Natürlich wieder mit einem leckeren Hilton-Frühstück (diesmal Rührei mit ein paar (lau-) warmen Beilagen, Aufschnitt und natürlich ein Muffin, und danach mit unserem Guide, der uns pünktlich zu unserer Tagestour abholte. Kancheepuram und Mahabalipuram standen auf der Tagesordnung, zwei Orte, die „Tischler“ als Halbtagesausflüge anbietet und nicht zusammen als Ganztagesausflug anbieten wollte (O-Ton: „es gäbe vor Ort soooo viel zu sehen!“ Wieso bloß macht man dann daraus Halbtagesausflüge, wenn es so viel zu sehen gibt???), also wussten wir, dass uns ein langer Tag erwartet. Und auch wenn ich am Morgen nicht wirklich heiß darauf war, so war ich dennoch gespannt, was uns erwartet und mit einer entsprechenden Haltung stieg ich in unser Auto ein. Von Chennai ging es zuerst ca. 70 km nach Kancheepuram – und obwohl wir über eine mautpflichtige Bundesstraße fuhren, hat es trotzdem fast zwei Stunden gedauert, bis wir endlich die ersten Tempel sahen. Kancheepuram war früher ein Zentrum der Palava-Dynastie und die Prinzen haben in der Umgebung der heute 500.000 Einwohner-Stadt bis zu 150 Tempel gebaut… Natürlich haben wir nicht alle besichtigen können (lach!), aber schon der erste erwies sich als sehr interessant. Eben hier ließen wir unsere Schuhe gleich im Auto liegen und barfuss ging es über den Vorplatz aufs Tempelgelände und weiter zu den verschiedenen Schreinen. Auch wenn die Tempelgebäude einen guten Eindruck (vor allem durch ihre Höhe) machten, so erschien uns die Anlage zuerst ziemlich klein und übersichtlich und erst im Inneren merkten wir ihre tatsächliche Größe. Im Uhrzeigesinn (entsprechend den hinduistischen Ritten – als unser Guide ein Mal zwei junge Frauen sah, die anders herum um ein Schrein liefen, wurden sie gleich von ihm barsch zur Ordnung gebracht) besichtigten wir die verschiedenen Schreine (na ja, von außen! Wir sind ja keine Hindus.), guckten uns die Prozessionsfiguren und Wagen und wurden sogar von einem Brahmanen gesegnet! Ich sage nur „gutes Karma! Lach…
Nach dem ersten Tempelbesuch ging es noch „um die Ecke“ zum zweiten, der aber heute wohl nicht mehr wirklich als Tempel sondern als Museum benutzt wird (zumindest diesen Eindruck hatte ich, auch wenn wir auch hier unsere Schuhe im Auto ließen, also war es weiterhin „geweihter Boden“. Auf jeden Fall gab es hier zum Teil schon Jahrtausendalte Malereien an den Figuren (am Tag zuvor am Tempel in Chennai waren alle Figuren über dem Haupteingang bunt bemalt – aber unser Guide meinte, diese Farbe müsse man alle 12-15 Jahre neu auftragen), spezielle Mauernischen, die zum meditieren einluden und… grüne Papageien, die in der Anlage lebten – unser Guide meinte, bei den Renovierungen würde man das Loch frei lassen, die ihnen als Zugang zu ihrem Nest dienen… Man lebt eben mit der Natur!
Natürlich durfte bei so einer Tour auch Shopping nicht fehlen – und da man am Tag zuvor an uns nichts verdienen konnte (na ja, beinah nichts – ich bin mir sicher, dass unserer Guide für meine Geldtauscherei Provision kassiert hat!), wurden wir diesmal zu einer Seidenstoff-Weberei gebracht und… welch ein Wunder! Darüber befand sich ein gut ausgestattetes Geschäft mit lauter Saris, Tüchern, Schals und Ähnlichem und… unser Fahrer war gerade mit dem Auto kurz zum Essen/tanken/Unsinn treiben weggefahren, so dass wir auf ihn eh warten mussten... Und auch wenn ich vorgehabt habe, nichts zu kaufen, verließ ich das Geschäft mit zwei Seidenkrawatten – sie sind aber auch wunderschön! Danach – der Fahrer war immer noch nicht sichtbar – guckten wir uns nochmals kurz das Sari-Geschäft für Hindus an mit lauter Brautsaris, die sofort auf dem Ladentisch landeten – man muss schon sagen, dass die Stoffe zum Teil wunder-schön waren, aber… wo soll man so etwas (als Mann) in Europa tragen?? Lach!
Von Kancheepuram ging es weiter ostwärts an die Küste, nach Mahabalipuram – früher eine Hafenstadt, heute vor allem für die verschiedenen Steinskulpturen bekannt, die an verschiedenen Stellen in der Ortschaft zu besichtigen sind. Aber bis es soweit war, mussten wir erstmal noch ca. 1,5 Stunden Fahrt durchs Landesinnere hinter uns bringen und kehrten zum Mittagessen in ein vegetarisches Restaurant (ja, ich war auch damit einverstanden) ein, wo wir uns mit verschiedenen leckeren (und typischerweise auch etwas scharfen) Gerichten stärkten… Und dann konnten wir uns wieder den Besichtigungen widmen – zuerst Krishna’s Butter Ball – einem großen Stein, der wundersamerweise an einem steilen Felsen hängt, ohne abzurutschen… Danach die verschiedenen in Felsen gehauenen Tempeln (oder eigentlich Halbtempeln, da sie heute eher als Versuch gewertet werden und deshalb auch mit Schuhen betreten werden können), bevor es die Straße der Steinmetze entlang zu den „Five Rathas“ ging – es handelt sich dabei um fünf „Prozessionswagen“, die aus einem einzigen Felsen gehauen und gemeißelt wurden und heute als Freiluftmuseum besichtigt werden können. Sie sind zum Teil Indra, dem Regengott geweiht und deshalb findet man dort, die laut Reiseführer wohl schönste Elefantenstatue Indiens (Asiens? Weltweit?)…
In Mahabalipuram stand ansonsten nur noch eine Sache auf unserem Programm – der Shore Tempel, der direkt am Strand gebaut wurde (heute aber zum Franzis Glück über befestigte Wege zu erreichen ist – über Sand hätte sie nämlich nicht dahin laufen können) und so nah am Wasser drängte sich mir noch eine ganz bestimmte Frage auf – Tsunami? Auch Ostindien war davon vor ein paar Jahren betroffen und unser Guide erzählte uns bereits am Tag zuvor in Chennai, dass unter anderem die Fischer Schäden zu beklagen hatten, da sowohl ihre Boote wie auch ihre direkt am Strand gelegenen Behausungen vom Tsunami betroffen waren. Und auch in Mahabalipuram waren vor allem die Fischer von dieser Katastrophe betroffen, aber zum Glück soll es hier keine größeren Menschenopfer gegeben haben. Aber auch der Shore Tempel war auch von der Überschwemmung betroffen und stand ca. 1 Meter unter Wasser. Irgendwie kann man sich das heute gar nicht wirklich vorstellen. Und nachvollziehen schon gar nicht!
Die Rückfahrt nach Mumbai verlief dann eher ruhig, wobei ich mich bei einer Sache hätte aufregen können – an fast jedem Dorfeingang gab es eine Straßensperre, der man ausweichen musste, um voran zu kommen. Ich fragte auch unseren Guide nach dem Grund, weil mich diese Straßensperren sehr an den Ausnahmezustand in Polen erinnert haben (Ok, hier patrouillierte kein Militär, aber sonst sah es schon sehr ähnlich aus). Unser Guide meinte, es läge an den Terroristen, die immer wieder Indien heimsuchen (zuletzt im Sommer 2011, deshalb auch diese Sperren, die wir nur wenige Tage zuvor am Gateway of India und dem Taj Hotel in Mumbai gesehen haben), aber auch an den betrunkenen Menschen, die Motorrad und/oder Auto fahren – und tatsächlich haben wir dann auch gesehen, dass vor allem Moped-Fahrer herausgewunken und kontrolliert wurden… Schön fand ich es aber trotzdem nicht…
Im Hotel angekommen entschieden wir uns noch für einen kleinen Snack in der Lobby-Bar, bevor es ins Bett ging und Heute Morgen… Tja, nach dem Frühstück packten wir langsam unsere sieben Sachen und bereiten uns jetzt seelisch auf unsere Heimfahrt vor. Aber noch ist es nicht so weit, also genießen wir das schöne Wetter am Pool, beobachten (mal wieder) die Flugzeuge – jetzt gerade in unsere Richtung startend und erfreuen uns an unserem Urlaub!

Sonntag, 2. Oktober 2011

2.10.2011, Mumbai domestic airport


Wir sitzen gerade mit Franzi am Flughafen von Mumbai und warten auf unseren Weiterflug nach Chennai… Nach 2 Tagen in Indien wird es Zeit, endlich unseren gewonnen Voucher einzulösen, n’est pas?
Wir sind am Freitag beim besten Wetter in Berlin gestartet und über München nach Mumbai geflogen – und leider Gottes muss ich sagen, dass wohl Lufthansa auch nicht mehr da ist, was sie mal war. Da Franzi bald am Knie operiert wird und sich zurzeit nur noch humpelnd fort bewegen kann, hat sie ihre Krücken mitgenommen und für die Flüge (vor allem, für die Umsteigeflughäfen) Rollstuhl-Service bestellt. In Berlin braucht man ja so etwas nicht, aber in München – gerade, wenn der Zubringer verspätet sein sollte, haben wir uns eine Hilfe davon versprochen… Und wurden arg enttäuscht! Der Flieger hatte in München eine Außenposition, also war aussteigen über eine Flugzeugtreppe angesagt. Auf Nachfrage nach dem Rollstuhl, meine die Chef-Stewardess, es sei keiner da, wir sollen mit dem Transferbus zum Terminal fahren, es würde dort jemand warten… Gesagt, getan… bloß auch am Terminal war niemand da, der auf uns gewartet hätte – und da mittlerweile die boarding time des Weiterflugs vorbei war, verloren wir keine Zeit mit Sucherei, sondern machten uns alleine auf den Weiterweg, um nicht den Flieger zu verpassen…
Im Flieger nach Mumbai fanden wir uns unter lauter dunkelhäutigen Menschen wieder (der „weiße“ Anteil lag vielleicht bei 20%). Irgendwie wusste ich immer noch nicht, ob ich mich wirklich auf Indien freuen soll… Es lag bisher nicht auf meiner Wunschzielliste und hätten wir nicht den Voucher für Chennai gewonnen, wäre ich nie im Leben noch dieses Jahr (oder in der näheren Zukunft) nach Indien geflogen, aber… was macht man nicht alles für einen Voucher ;) lach
Der Flug verlief – für mich zumindest – ohne Vorkommnisse. Die Sitzplätze waren nicht besonders komfortabel, aber da ich erst vor kurzem mit ähnlichem Flugzeugtyp nach Dubai geflogen bin, war ich darauf vorbereitet. Außerdem war mein Vordermann gütig genug, mir nicht ständig seine Rückenlehne vor die Nase zu setzen, also war mein Flugerlebnis ganz ok. Anders bei Franziska – ihr Vordermann hatte seine Lehne bis zum Anschlag nach hinten geschoben und erst auf Aufforderung des Flugbegleiters zum Essen wieder aufgerichtet… Und auch sonst benahm er sich etwas daneben – seinen Nebenmann, der am Fenster saß, ließ er über sich hinweg klettern, wenn der auf die Toilette wollte… Leute gibt’s, die gibt’s gar nicht…
Essen… das war auch noch ein Thema – wir haben mit Franzi Sonderessen bestellt, also hatten wir keine Probleme damit, etwas auszuwählen, wo es keine Auswahl mehr gab… Und unser Lachs mit Basmatireis war einstimmig lecker… aber sonst… In München ist ja gerade Oktoberfest (das ich dieses Jahr wg. Indien ausfallen lasse) und so gab es im Flugzeug zum essen veg oder non-veg meal zur Auswahl… und das non-veg war Fleischkäse… Ich bin ja bekanntlich Fleischesser, würde aber wahrscheinlich kein Fleischkäse anrühren… Und die ganzen armen Inder im Flieger, die (falls sie überhaupt Fleisch essen) eher Hähnchen oder Lamm essen, waren natürlich mit dem deutschen Schweinefleisch-Produkt etwas überfordert… Am Ende des Fliegers gab es aber eben auch keine Auswahl mehr, da alle vegetarischen Portionen verteilt waren… Tja, blöd gelaufen…
Na ja, aber wie gesagt, wir hatten mit Franzi kein Problem mit dem Essen und nach zwei Spielfilmen, einer Folge „Scrubs“ und einer „Glee“ waren wir fast schon in Mumbai… Und hier hat zumindest der Rollstuhl-Service geklappt – wir sind zwar auch in Mumbai auf einer Außenposition gelandet, aber wurden schon vor der Landung von der Chefstewardess aufgefordert, nach der Landung bis zur ersten Tür durchzugehen, und nach einer kurzen Wartezeit durften wir durch die rechte Tür aussteigen, an der ein Sanitätsauto angedockt hat, so dass keine Treppen zu steigen waren… Mit diesem Hubauto ging es nämlich bis zum Terminal, wo wir dann von Jungs mit Rollstühlen erwartet wurden, und ab da hieß es für mich „Tempo halten“ – ich lief nur noch durch das Terminalgebäude hinterher… Paß-Kontrolle, Gepäckausgabe, eine Sicherheitkontrolle hier, eine Zollkontrolle da, und schon waren wir vor dem Terminal und nach einer Geldtauschaktion für mich (wo ich mich durchsetzen musste, dass ich wirklich erstmal nur 100 $ umtauschen möchte, auch wenn es dem Mädchen an der Wechselkasse zu wenig erschien) und einer Geldabhebeaktion für Franzi (Citibank lässt grüssen), entledigten wir uns unserer Helfer (mittlerweile hatten wir noch einen zum Gepäckwagen schieben) – natürlich mit Bakshish (und wie ich später merkte – es war eigentlich viel zu viel) und nach einer gespürten Stunde in der Schlange zum „prepaid Taxi“, machten wir uns endlich auf den Weg durch das nächtliche Mumbai zu unserem Hotel. Mittlerweile war es hier nämlich schon kurz nach 0:30 Uhr morgens, die Straßen entsprechend leer(er als sonst) und so hat unser Taxifahrer jede rote Ampel missachtet und nach ca. 50 Minuten waren wir am „Chateau Windsor Hotel“ – unserer Herberge für die nächsten zwei Nächte. Und da die erste entsprechend kurz werden sollte, machten wir uns im Zimmer kurz frisch und verschwanden fast sofort im Bett…
Übrigens… unterwegs vom Flughafen zum Hotel waren wir vor lauter Müdigkeit und Aufregung langsam etwas vorwitzig – Moppeds auf denen nur 2 Personen unterwegs waren, fanden wir reine Platzverschwendung, weil ja bekanntlich bis zu 4 Erwachsene drauf passen und eine Vokabel, für das hier gesprochene Englisch ist mir auch noch eingefallen: Indiglish – besser kann man es wohl nicht bezeichnen, denn mit richtigem Englisch hat es oft wenig zu tun…
Am nächsten Morgen fühlte ich mich wie gerädert – kurze Nacht, 3,5h Zeitunterschied, aber… wir hatten keine Wahl. Wir wussten, dass wir gegen 9:30 Uhr zu unserer Stadtrundfahrt abgeholt werden, also ließen wir unsere Wecker klingeln, bis wir tatsächlich wach waren, und nach dem Frühstück auf der Dachterasse des Hotels und geschätzten 1,5 Litern Kaffee (in Wahrheit waren es 1,5 Tassen!) konnte der Tag beginnen… Übrigens gab es zum Frühstück 2 Scheiben Toast mit Marmelade pro Person, zwei Bananen und Rührei für Franzi und Gemüsetaler für mich – und da ich nicht daran gedacht habe, dass das indische Essen scharf ist, habe ich gleich übertrieben und meine Veggies mit Pfeffer und Salz gewürzt! Und was war ein Fehler! Erst nach Behandlung mit Ketchup ließen sie sich wieder essen ;)
Nach dem Frühstück wurden wir schon von unserem Fahrer erwartet, auf den wir dann aber auch noch ein paar Minuten warten mussten, weil er dann plötzlich verschwunden war, aber dann war auch schon unsere Fremdenführerin da – Jasmin/Yasmin und die Stadtrundfahrt konnte beginnen. Jasmin erschien zuerst sehr verbindlich, aber mit der Zeit taute sie auch etwas auf – ob das daran lag, dass sie ihrer Sprachkenntnisse unsicher war? Sie hat uns erzählt, dass sie Deutsch am Goethe-Institut gelernt hat, aber dass sie die letzten paar Monate kein Deutsch gesprochen habe, da es während des Monsuns keine Touristen gäbe. So passierte es ihr immer mal wieder, dass sie ein paar Worte Englisch fallen ließ, aber im Großen und Ganzen war sie auf jeden Fall ein Beispiel für den Erfolg der Goethe-Institute in der Welt, denn ihr Deutsch war sehr gut.
Mit Jasmin und unserem Fahrer ging es also zuerst zum „Gateway of India“ und dem Taj Hotel, wo wir eine kurze Photopause einlegten, dann weiter zur Universität, dem Hauptbahnhof (durch die Victoria Station und die Churchgate Station in der Nähe von unserem Hotel reisen tagtäglich jeweils ca. 4 Millionen Menschen – das ist mehr als doppelt so viel, wie Berlin Einwohner hat… aber Mumbai hat auch 18 Millionen davon) neben dem Rathaus, auf dem Marina Drive, der auch in der Nähe von unserem Hotel verläuft, ging es dann weiter zu einem Jains Tempel, wo wir auch rein durften und wo ich plötzlich in der Nähe auch das polnische Konsulat entdeckte (lach), dann weiter zu den „Hängenden Gärten“ (von denen ich aber enttäuscht war, weil ich mir davor mehr (und wohl auch etwas anderes) versprochen habe… Langsam begann die Rush Hour, aber auch aufgrund von einem Tempelfest auf der Bedder Road waren die Straßen verstopft bis geht nicht mehr… Jasmin hatte uns auch empfohlen, diese Straße für unseren Flughafentransfer zu meiden, da ich erkannte, dass wir diese Straße schon einige Stunden zuvor für die Fahrt zum Hotel benutzt haben – aufgrund des Tempelfestes sei aber zu erwarten, dass es am Sonntag ebenso verstopft sein würde… Also no (more) Bedder Road for us!
Danach ging es weiter… zwischen einem Golfplatz für die reichen Inder und Ausländer und einer Pferderennbahn für ebensolche und an Slums vorbei, die gleich daneben waren zum Dhobi Ghat, das ich schon von Photos von meinem Arbeitskollegen kannte und… es war gigantisch. Das Dhobi Ghat ist nämlich ein Gelände, wo die Wäsche von halb (oder vielleicht auch ganz) Mumbai von Hand gewaschen wird – die Dhobi (allesamt nur Männer), holen die Wäsche von zu Hause ab (eine Arbeit, die sich für Frauen nicht ziehmt), bringen sie zum Ghat, waschen, trocknen und bügeln sie und bringen sie wieder nach Hause zurück… Und wenn man auf das Gelände blickt, kann man kaum glauben, dass es auch funktioniert – so gewaltig sind die Ausmaße…
Vom Dhobi Ghat war es nicht mehr weit zum Gandhi-Haus, das heute ein Museum ist. Hier hat er gewohnt, als er in Mumbai gelebt hat, hier hat er Baumwolle gewebt, weswegen die Gandhi-Denkmäler und Büsten bis heute oftmals mit Baumwollschals „geschmückt“ werden… Das Haus war voller Menschen – Touristen mit ihren privaten Fremdenführern, aber auch Schulklassen, die sich über das Leben von Gandhi anhand von Ausstellungsstücken und Dioramen informieren wollten…
Nach dem Gandhi-Haus waren wir bald wieder am Marina Drive und langsam näherten wir uns auch dem Ende von unserer Tour… Jasmin und unser Fahrer brachten uns zurück zum Colaba-Viertel, wo es die wohl wichtigste Geschäftsstraße Mumbais gibt und nach einer Empfehlung, das „Café Leopold“ zu besuchen, verabschiedeten sich die beiden und überließen uns dem Treiben in der Straße. Und das Treiben hatte es in sich – bisher waren wir mehr oder weniger von der örtlichen Bevölkerung „verschont“ worden, aber jetzt kamen sie von allen Seiten und wollten uns unbedingt etwas verkaufen… Pashmina-Schals, Handtaschen, Schmuck, Trommeln (sic!), Schuhe, Ausflüge, Bildbänder… Und wer nichts verkaufen wollte, wollte gerne etwas von uns – Geld wechseln oder Geld, also eine mildtätige Gabe im Allgemeinen… Und manchmal war es echt schwierig, die Leute zu ignorieren und einfach weiter seines Weges zu gehen… An einem Geschäft konnte ich aber nicht vorbei laufen – mit lauter „original“ Abercrombie und Fitch-Klamotten… Und als ich auch noch hörte, dass die Polo-Shirts 650 Rupien (also umgerechnet 8 EUR kosten), konnte ich nicht an mir halten *lach… Und Franzi hat dann auch gleich eins mitgekauft… Mit unseren Einkäufen bepackt, liefen wir dann nochmals zum Taj Hotel und dem „Gateway of India“, wo wir zwar schon am Morgen mit Jasmin waren, aber da der Platz nach den ganzen Terroranschlägen der letzten Jahre weiträumig abgesperrt ist, und nur von einer Seite betreten werden kann, konnten wir erst jetzt richtig darauf… Und wurden gleich wieder von lauter Tempelmänner, selbsternannten Photografen und bettelnden Frauen überrant… irgendwie fühlt man sich auf diesem großen Vorplatz, wie Freiwild… Natürlich kamen auch noch die „üblichen Verdächtigten“ dazu, die uns eine Stadtrundfahrt oder Tickets zur Elephanta Insel verkaufen wollten, aber die haben wir einfach ignoriert, und nach einer kurzen Runde am Bogen liefen wir einfach weiter… Und da wir langsam hungrig waren, vertrauten wir auf den Tipp von Jasmin und liefen tatsächlich zum „Cafe Leopold“ zurück, um etwas kleines zu Mittag zu essen… Wir entschieden uns beide für indische Küche (zur Auswahl stand auch noch kontinentale bzw. chinesische Küche) und so bekam Franzi eine vegetarische Terrine und ich Chicken Tikka Massala, was mir zwar vom Namen etwas sagte, woran ich mich aber im Moment nicht erinnern konnte… Bis es serviert wurde und ich mit Geschmack in das mir bereits bekannte Hähnchen-Gericht biss… Lecker! Ich bin zwar kein großer Freund der indischen Küche, und unser Arbeitskollege, der regelmäßig nach Indien reist, hat uns empfohlen vegetarische Gerichte zu bestellen, aber… ich mag Fleisch!
Nach dem Essen liefen wir dann langsam zum Hotel zurück, wobei sich bei uns auch schon die Müdigkeit von der kurzen Nacht, wie auch verschiedene Gebrechen zeigten – Franzis Knie meldete sich immer stärker, und auch meine Füße taten langsam etwas weh von meinen Sommerschuhen, so dass wir beide redlich froh waren, unser Hotel zu erreichen, und im klimatisierten Zimmer zu entspannen…
Nach einer entsprechenden Zeit und einer ausgiebigen Dusche (Wasserknapheit??) entschieden wir und am Abend an die Promenade zu gehen – just in dem Moment, als die Sonne in einem pink-roten Ball im Meer unterging… Good timing! Und nach einem Spaziergang an der abendlich beleuchteten Promenade mit einem langen Gespräch über unser Büro und die Arbeit (so etwas bleibt natürlich nicht aus, wenn zwei Arbeitskollegen miteiander verreisen), entschlossen wir uns, die zweite Empfehlung von unserem Kollegen auszuprobieren und machten uns auf die Suche nach dem Restaurant „Indian Summer“, das von ihm bereits im Mai ausprobiert und für gut empfunden wurde. Wir wurden zwar zuerst etwas von der sehr gediegenen Atmosphäre erschrocken (wir hatten Polo-Shirts an, keinen Anzug mit Krawatte), aber der Service war sehr zuvorkommend, und das Essen excellent – wir bestellten jeweils eine Vorspeise, die dann aber vom Kellner zwischen uns beiden aufgeteilt wurde, so dass jeder von uns sowohl das vegetarische und non-veg Gericht probieren konnte und danach bekam Franzi Spinat mit Frischkäse überbacken und ich Lamm mit Kräutern und Reis… Ok, das Lamm konnte ich nicht wirklich herausschmecken (was für viele schon ein Zeichen vom guten Essen wäre *lach), aber auch sonst war das Essen gut… und reichlich! Auf dem Rückweg fühlten wir uns fast so, als ob wir lieber rollen sollten ;) Übrigens… unser Kellner war noch in einer Hinsicht eigenartig – wir bestellten zum Essen Wasser (Kingfisher) und auch Bier (auch Kingfisher), und das Bier wurde so gut eingeschenkt, dass man sich nur noch fragen musste: wie trinke ich es jetzt? Denn wäre es möglich, hätte das Glas zwar keine Tulpe gehabt, aber dafür eine flüssige Erhöhung über dem Glas… und das bei meinen zittrigen Händen ;)…
Der Sonntag begann wieder mit einem Frühstück auf der Dachterrasse, wobei wir diesmal beide auf die Veggies verzichtet haben und uns stattdessen für ein Omelett entschieden… Wobei wir wahrscheinlich bei dem Wort „Omelett masala“ hätten etwas vorsichtiger werden sollen – es wurde uns nämlich ein Omelett indischer Art serviert, dass mal wieder etwas sehr scharf war ;). Aber mit dem Ei ließ es sich gut ertragen, so dass wir im Nachhinein mit unserer Wahr sehr zufrieden waren…
Nach dem Frühstück räumten wir schnell unser Zimmer, stellten das Gepäck an der Rezeption ab und mit einem Taxi ging es zum „Gateway of India“, wo wir schnell ein Ticket für die Fähre zur Elephanta Island besorgten (für Franzi brauchte ich kein Ticket zu kaufen – anscheinend aufgrund von ihren Krücken, die sie diesmal dabei hatte) und mit dem erst nächsten Boot ging es in die Bucht von Bombay hinaus… Die Fahrt dauerte eine Stunde und so hatten wir genug Zeit, den Militärhafen von Mumbai zu sehen (fotografieren natürlich strengstens verboten), die Seele baumeln zu lassen und… uns von Indern anquatschen zu lassen. Als Erster kam ein Guide, der uns noch im Hafen seine Dienste für Elephanta anbot – für nur 2.000 Rupien (er meinte, vor Ort würde es 3.500 kosten… und wie Franziska meinte, kam er später auf der Insel nochmals auf uns zu mit einem neuen Preis von 200 Rupien… das habe ich aber gar nicht so wirklich mitbekommen)… auf jeden Fall hatten wir seine Dienste nicht gebucht, sondern meinten, wir überlegen noch… Auf der Überfahrt selbst kamen dann zwei indische Familien auf uns zu – aus Kolkata, wie es sich herausstellte – und ich fühlte mich an das Buch erinnert, das ich im Vorfeld über Indien gelesen habe. Wir wurden ausgefragt, wo wir denn her seien, wie uns Mumbai gefalle, ob wir schon in der größten Stadt Indiens, nämlich Kolkata gewesen seien… danach wurden wir noch gefragt, uns mit den Kindern ablichten zu lassen… Ich konnte mir mein Kommentar nicht verkneifen, jetzt haben wieder ein paar Inder die Möglichkeit, mit ihnen „bekannten“ Europäern anzugeben (und auf der Rückfahrt war es genauso – nur ohne Photos *lach)…
Endlich auf Elephanta angekommen, liefen wir in der Mittagshitze über die lange Hafenmole und nachdem wir die örtliche „Steuer“ von 10 Rupien pro Person bezahlt haben (diesmal ohne Discount für Franzi), durften wir auch die Insel betreten… und fühlten uns plötzlich, wie in eine andere Welt versetzt. Nach dem 18-Millionen-Einwohner-Moloch Mumbai landeten wir plötzlich auf einem halbleeren Dorfplatz mit herumstreunenden Hunden und Ziegen und im Schlamm „grasenden“ Kühen… Über eine lange Treppe ging es dann zu den Tempelhöhlen, die es sogar auf die UNESCO-Liste der Weltkulturgüter geschafft haben und… Die Treppe war lang… entlang der Treppe waren lauter Verkaufsstände mit allerhand Souvenirs aufgebaut und über der Treppe – wohl als Schutz vor Regen und den herumstreunenden Affen – hingen blaue Plastikplanen, die die Luft so erwärmten, als ob man in einer Sauna sei… Wir waren beide echt happy, endlich oben angekommen zu sein und etwas frische Luft abzukriegen, bis… wir einer neuen Gefahr ins Auge sehen mussten – den Affen! Ein anderer Tourist vor uns wurde schon gerade angegriffen und der Affe war mit seiner Mirinda-Flasche auf dem nächsten Baum verschwunden. Wir hatten nur Wasser dabei, also waren wir wohl erstmal in Sicherheit, aber als ich mich dann irgendwann entschloss eine Banane auszupacken (ich weiß, es war blöd!), wurde ich gleich von einem anderen Affen angegriffen und konnte gerade noch so den Angriff abwehren und meine Umhängetasche in Sicherheit bringen… Wer nicht denkt, der merkt es *lach
Ansonsten hatten wir viel Spaß, die verschiedenen Höhlenanlagen zu besichtigen in denen zum Teil noch antike Säulen und hinduistische Gottheiten zu bewundern waren. Zwar sah man an vielen Stellen, dass der Zahn der Zeit auch an diesen Steinen genagt hat, aber es war trotzdem sehr interessant. Und außerhalb der Höhlen tobte eben der Kampf Mensch gegen Affe! Jede indische Familie, die sich irgendwann zum Imbiss nieder lassen wollte, musste darum kämpfen, nicht ausgeraubt zu werden – und kaum einer ist es tatsächlich auch gelungen… Zumindest eine der vielen Plastiktüten mit vorbereitetem Essen landete in den Händen der kleinen Rabauken, um dann entweder verspeist zu werden, oder auf dem Boden zu landen, falls es nicht für schmackhaft befunden wurde.
Der Rückweg verlief auf bereits bekannten Pfaden (Sauna auf der langen Treppe, halbleerer – na gut, jetzt schon voller Dorfplatz und die Hafenmole), wobei wir aber diesmal für den Weg über die Mole den kleinen Zug genommen haben, damit sich Franziska nicht überanstrengen muss… Und falls wären wir am Ende der Fahrt nicht ausgestiegen – es war ein Kampf ums Überleben, wie ich ihn früher aus den polnischen Eisenbahnen kannte. Wir hatten echt Probleme aus dem Zug zu steigen und uns durch die Menschenmenge zu bugsieren, die heiß auf unsere Sitzplätze war. Und dabei war es noch nichts im Vergleich zu dem Ausstieg vom Schiff am „Gateway of India“ – dort sollte man wohl T-Shirts mit dem Slogan „I’ve survived!“ verkaufen… Man steigt nämlich auf einer Treppe aus, die voller Inder war, die auf’s Schiff wollten… Echt krass!
Aber... wir haben’s überlebt! Und kurz danach fuhren wir schon mit einem Taxi in die Richtung unseres Hotels, denn unser Aufenthalt in Mumbai neigte sich langsam dem Ende zu. Wir hielten noch kurz am „Gaylord Restaurant“ am Hotel, um zu Mittag zu essen (Franzi wieder veg, ich non-veg) und nach dieser kleinen Stärkung, machten wir uns im Hotel kurz frisch, zogen frische Sachen an und mit einem bestellten klimatisierten Taxi ging es zurück zum Flughafen (aber nicht über Bedder Road! Dafür über eine neue Brücke, die entlang der Küste gebaut wurde, und die jetzt hilft, die Rush hour in der Stadt zu umfahren).
Und jetzt, wie gesagt, sind wir am Flughafen, und der nächste Teil der Reise kann beginnen!