Dienstag, 17. April 2001

17.04.2001 Istra Novosti

Hallo Ihr Lieben,
die Feiertage sind schon wieder vorbei, und ich sitze auch schon wieder in unserem Büro in Porec – mit dem Unterschied, daß ich auch schon gestern, also am Ostermontag im Büro war – im Tourismus kennt man keine Feiertage, nicht wahr?
Auf jeden Fall hatten wir aber gestern nicht zu lange gearbeitet, und sind dann mittags in eine kroatische Konoba essen gegangen. Konoba, das ist eine typische kroatische Taverna, und deshalb habe ich mir diesmal istrisches Essen bestellt. Seit dem ich hier bin esse ich eigentlich nur Fisch und Meeresfrüchte, aber da es ja noch gestern Feiertag war, habe ich eine istrische Rindsroulade bestellt, die mit Schafskäse gefühlt war – ich kann nur sagen lecker, lecker... Aber auch der Fisch ist hier besonders gut – Seezunge, Rotbarsch, Kalamaris und andere „Früchte“ des Meeres werden frisch zubereitet und schmecken einfach himmlisch Aber genug über Essen – ich kann mir vorstellen, daß Ihr nach den Feiertagen übersättigt seid...
Von Karfreitag bis Ostersonntag war ich ja auf einer Tour in der Kvarner Bucht, und darüber wollte ich eigentlich berichten. Mit meinem Arbeitskollegen (übrigens: er ist aus Zielona Gora) sind wir am Freitag mittag nach Opatija und Lovran aufgebrochen, und später durch Rijeka Richtung der Insel Rab gefahren. Wenn man die Küstenstraße entlang fährt, glaubt man gar nicht, daß es auf den Inseln auch leben gibt – die Ostküste der Inseln ist nämlich sehr felsig und man bemerkt dort eigentlich kein Leben, kein Grünzeug, keine Tiere, keine Siedlungen. Es liegt daran, daß es hier einen starken und kalten Wind vom Land gibt, den Bora – den haben wir am Samstag kennengelernt, aber dazu später.
Auf Rab angekommen haben wir unser Zimmer bezogen, und sind dann abends nach dem Essen in die Stadt gegangen, um sie ein bißchen zu erkunden. Das Wahrzeichen von Rab (der Stadt, sie heißt aber genau wie die Insel) sind vier Kirchtürme, die über den Dächern zu sehen sind. Deshalb sind wir dann auch durch die Gassen gelaufen, und haben uns die Kirchen (leider nur vom außen, da es schon spät war), natürlich die Türme und auch die Häuser angeguckt. Am nächsten Morgen trafen wir dann unsere Kollegin, die auf Rab die deutschen Gäste betreut. Mit ihr und ihren Kindern konnten wir dann auch den Rest der Insel kennenlernen, und einiges Interessante über Rab erfahren. Es gibt dort z.B. Turniere in Armbrustschießen. Es wird schon seit über 600 Jahren veranstaltet, und findet heutzutage 4 mal im Jahr statt. Und noch eine Sache: Warum gibt es auf Rab keine giftigen Schlangen? Die Raber sind giftig genug... Aber Spaß bei Seite – die Kroaten sind eigentlich ganz nett... Und... hier wurde auch die FKK-Bewegung begründet. Etwa 1934 kam der englische Thronfolger (der aber später eine Amerikanerin geheiratet hat, und in Frankreich lebte) Edward VIII nach Rab, und hat zusammen mit seiner Begleiterin als Erster nackt gebadet... Die FKK-Bewegung wurde aus der Taufe gehoben...
Nach der Tour durch Rab verließen wir dann die Insel, und da kam auch schon der Bora zu tragen – den ganzen Vormittag lang war es schon ziemlich windig (obwohl gleichzeitig die Sonne geschienen hat), und als wir zur Fähre kamen, wollte ich kurz gucken, wie groß der Wellengang ist... Ich aus dem Auto ausgestiegen, da kam die erste größere Welle, und... ich habe mich schnell wieder im Auto versteckt! Und es war richtig so, denn bei der ersten Welle bin ich nicht naß geworden, aber von den nächsten Wellen hatte mein Auto eine richtige Salzkruste bekommen (übrigens: Fisch im Salzmantel – auch lecker)... Auf dem Festland angekommen, machten wir uns wieder auf der Küstenstraße auf den Weg nach Norden und kamen in eine Region, wo es sogar geschneit hatte (aber wieder gleichzeitig mit strahlender Sonne)...
Über Novi Vinodolski und Crikvenica kamen wir auf die Insel Krk (diesmal auf einer Brücke) und nach der Besichtigung von einigen Hotels und Ortschaften fuhren wir auch sogleich weiter nach Cres (mit Fähre) und weiter nach Losinj (wieder eine Brücke, aber diesmal eine ganz ganz kleine). In Veli Losinj erwarteten wir nämlich die ersten polnischen Gäste, und müßten eine InfoMappe bereitlegen, aber auch eine Einladung zur Begrüßung hinterlassen... Es stellte sich dann auch heraus, daß die Gäste bereits angereist sind, aber als wir am nächsten Morgen zum InfoTreff auftauchten, waren die Gäste nicht da... Naja, wer nicht will, der hat’s schon – wie ich es immer wieder sage... Dafür hatten wir Zeit, uns in Ruhe die zwei größeren Ortschaften auf Losinj anzugucken (Veli, also Groß und Mali, also Klein Losinj, wobei aber Mali Losinj größer als Veli Losinj ist), eine alte Kathedrale in Osor zu besichtigen (aus dem 14. Jh.), ein kleines Städtchen in den Bergen auf Cres zu erkunden und ohne Eile zurück nach Porec zu fahren...
Ihr könnt Euch sicherlich vorstellen, daß trotz allem diese Strecke ziemlich anstrengend war... Wir haben an diesen 3 Tagen zwar nur etwa 700 km gemacht (bzw. ich, weil ich gefahren bin), aber dafür waren es 700 km kurvenreicher Straße, wo die Wege ständig bergauf und bergrunter führten... Deshalb war ich dann auch ganz schön fertig, als ich am Sonntag in meinem Hotel angekommen bin. Aber... es hat sich auf jeden Fall gelohnt – während der Saison werde ich für solche Fahrten keine Zeit haben. Vor allem, da wir nach den neuesten Ankunftslisten zu zweit etwa 12.000 polnische Gäste in diesem Jahr betreuen werden (im Vergleich: auf Zypern hatte ich letztes Jahr 700 Gäste betreut). Also erwartet uns dieses Jahr richtig viel Arbeit...
Bevor es aber soweit ist, fahren wir am kommenden Donnerstag nach Venedig!!! Juhu, ich freue mich darauf...

Mittwoch, 11. April 2001

11.04.2001 Istra Novosti

Hallo Ihr Lieben,

ich habe mich ja schon lange nicht mehr gemeldet, also jetzt noch, zeitlich vor Ostern ein paar Worte von mir...
Langsam geht es bei mir endlich los mit der Arbeit: während Ihr am Ostersonntag mit Freunden und Familie beim Osterfrühstück sitzen werdet, darf ich endlich meinen ersten InfoTreff halten. Ja, ja - die ersten 2 (wörtlich: zwei) Gäste kommen am Samstag in eine Hotelanlage in die Kvarner Bucht, und da mein neuer Kollege, der sich während der Saison um dieses Hotel kümmern wird, noch nicht fit ist (sein erster Einsatz als Reiseleiter), werden wir zusammen ins Hotel fahren, und die Gäste begrüßen. Gleichzeitig lerne ich wenigstens auch diese Ecke von Kroatien kennen - auf den Inseln war ich ja bis jetzt noch nicht, also verspreche ich nach Ostern eine ausführliche Beschreibung... In der Kvarner Bucht befinden sich ja die größte (Krk, und man kann es doch aussprechen), und auch die längste Insel Kroatiens (Cres). Ich bin gespannt. Auf jeden Fall werden wir schon am Karfreitag an die Bucht fahren, und zuerst auf der Insel Rab, und dann von Samstag auf Sonntag auf der Insel Losinj übernachten.
Zur Zeit aber sitze ich aber noch viel im Büro, bzw. zeige meinem neuen Kollegen die Hotels - wir sollen beide gegenseitig die Hotels kennen, damit wir uns ggf. im Sommer gegenseitig vertreten können. Am letzten Sonntag habe ich mir dann auch die InfoTreffs von 2 kroatischen Kolleginnen angehört, und weiß spätestens jetzt, daß es hier etwa 5 Mio. Einwohner gibt (davon etwa 1 Mio. in der neuen Hauptstadt Zagreb), daß Istrien die größte Halbinsel Kroatien ist, daß sie lange unter der Herrschaft Venedigs und später auch der k.-u.-k.- Herrschaft (also Österreich) war, daß es in Kroatien über 1000 Inseln gibt (wovon aber nur 66 bewohnt sind), und und und... Wer mich besuchen kommt, wird vielleicht noch mehr erfahren...

Ich wurde letztens mit „Ihr“ angeschrieben... Sorry, wenn es jemanden nah geht, daß ich in der letzten Zeit eher eMails an viele schreibe, aber ich komme wirklich nicht dazu, normale Briefe zu schreiben, und benutze wenigstens diesen Weg, um mich zu melden. Aber wenn Ihr mir Fragen stellt, werde ich natürlich trotzdem versuchen, sie immer persönlich zu beantworten... Es soll ja doch nicht alles öffentlich laufen...
Auf jeden Fall wünsche ich aber Euch allen
FROHE OSTERN,
viel Spaß auf der Suche nach dem Osterhasen und den Ostereiern, viel Vorsicht am Ostermontag („Smiguns Dynguns“ - falls es Euch noch etwas sagt). Und wo immer Ihr seid, ob auf einer griechischen Insel (viel Spaß!!!), in der Schweiz (weiterhin gute Besserung) in Spanien, Amerika (Pittsburgh: wann wird kirchlich geheiratet?) oder auch in Deutschland und sonstwo in der Welt... Ich habe Euch nicht vergessen!

Schönen Gruß und bis bald mal wieder