Montag, 25. Juni 2012

CSD in Berlin, 23.06.2012

Ich reise nicht nur für mein Leben gern, ich arbeite auch - wie einige bereits wissen - in der Reisebranche, unter anderem als Stadtführer in Berlin und Potsdam...
Am letzten Samstag durfte ich wieder zwei Gruppen durch Berlin führen, was nicht so einfach war, weil in der Stadt die alljährliche CSD-Parade statt gefunden hat und viele der Straßen in Kreuzberg und Mitte gesperrt waren. Ich selbst habe am Vormittag bei der Parade teilgenommen und bin auf dem ersten Wagen auf Einladung von Lufthansa mitgefahren worden, aber gegen 14:30 Uhr in der Nähe vom Potsdamer Platz musste ich die Strecke verlassen und meine erste Gruppe treffen - eine kleine polnische Reisegruppe, mit der ich an der Philharmonie verabredet war.
Ich verschweige jetzt einfach, dass die Gruppe verspätet ankam und dann auch noch hinter einer Kurve parkte, so dass es lange dauerte, bis wir uns endlich "fanden", aber... Nicht deswegen wollte ich es nieder schreiben... Bei polnischen Gruppen bin ich meist mit dem Thema schwul/lesbisch vorsichtig... Manchmal, wenn ich ein gutes Gefühl habe (oder polarisieren möchte!) erwähne ich das Mahnmal im Tiergarten, aber meistens belasse ich es bei dem Holocaust-Mahnmal auf der anderen Straßenseite...
Diese Gruppe war aber anders! Zum einen wurde ich paar Mal gefragt, ob wir die Parade genauer sehen werden (was sich auch nicht vermeiden ließ, weil wir entlang der Strecke vom Potsdamer Platz zum Brandenburger Tor und weiter zum Reichstag mussten), zum anderen... Als wir auf der Reichstagskuppel waren, kam eine Teilnehmerin auf mich zu, wo man so ein Regenbogen-Armbändchen kaufen könnte, wie ich es trage... Ich erzählte, dass ich es geschenkt bekam, aber das es sie bestimmt irgendwo zu kaufen gibt (mein erstes kam aus Key West, ist aber schon seit einiger Zeit kaputt) und hörte dann... "Ich würde es gerne kaufen, meine Tochter ist nämlich lesbisch!" 
Wow! Und das von einer polnischen Mutter! Ich muss sagen, für eine kurze Zeit war ich sprachlos, weil ich so eine Offenheit nicht erwartet hätte und dann... griff ich zu meinem Handgelenk und schenkte der stolzen Mama mein Bändchen! So etwas muss doch belohnt werden, oder!
Ich bin immer noch beeindruckt!