Montag, 5. Oktober 2015

Der gestrige Tag stand ganz im Zeichen des 2. Weltkrieges…

Nach einem frühen Start in den Tag (ich war ja schon gegen 6:00 Uhr morgens wach, heute dafür erst eine Stunde später…), waren wir schon um 9:00 Uhr am Memorial von Caen und nachdem wir unsere Tickets besorgt hatten (für mich kostenfrei als Stadtführer), begannen wir den Tag erstmal mit einem Frühstück im Museumscafé… Aber dann ging es Schlag auf Schlag… Europa und die Welt nach 1914… Europa nach 1918… Weimarer Republik, Mussolini, Hitler, Guernica und Madrid… Von Ribbentrop-Molotov-Pakt… Kriegsausbruch…
Vieles davon kenne ich bereits seit Jahren, vieles könnte ich mir in Erinnerung rufen oder wieder neue Zusammenhänge darstellen… Dann ging es weiter mit dem 2. Weltkrieg: Angriff auf Polen, Angriff auf die Benelux-Staaten und Frankreich mit Gründung des Vichy-Staates, Angriff auf die Sowjetunion… Spätestens als die Gräueltaten der Nazis dargestellt wurden, T4-Aktion gegen Behinderte, Juden-Verfolgung, -Diskriminierung, -Ausrottung war ich fix und alle…
Ich dachte, mit der Zeit bin ich etwas “abgehärtet” (wobei… möchte ich das eigentlich sein???), weil ich ja immer wieder vom Holocaust erzähle und auf den Spuren den Krieges in Berlin wandele, aber… Als ich die Pläne und den Ausmaß von Auschwitz sah (wo ich immer noch nicht war), als ich die Karte der vielen, vielen Konzentrationsund Vernichtungslager betrachtete (Majdanek, Sobibor, Stutthof, Sachsenhausen, Ravensbrück, Neuengamme, Bergen-Belsen, Dachau…) und spätestens als ich den Brief las, der zwei Tage nach der Geburt meiner Mutter im Dezember 1942 geschrieben wurde, in dem ein Todgeweihter in Auschwitz an seine Familie erinnert, die bereits von den Nazis (von den Deutschen (!!!), wie ich letztens von einer meiner Teilnehmerinnen am Holocaust-Denkmal in Berlin erinnert wurde) vergast wurde, da war ich mit meiner Welt am Ende und brauchte erstmal etwas Zeit um mich wieder zu beruhigen.
Wieso machen die Menschen so etwas? Damals, aber auch heute wieder auf den vielen Kriegsschauplätzen in der Welt!
Dabei war an dieser Stelle die Ausstellung noch lange nicht zu Ende… Krieg im Pazifik mit Pearl Harbor, Schiffskonvois nach Europa und endlich D-Day (mit einer Zusatzausstellung bis zum Kriegsende auf allen Fronten… Meiner Meinung nach, eine tolle Ausstellung, die dreisprachig aufgebaut wurde, so dass ich auch keine Probleme hatte, die Informationen zu verfolgen…
Danach besuchten wir noch den ehemaligen Bunker vom General Richter, der unter dem heutigen Memorial seine Kommandozentrale hatte, wobei ich es ein bißchen enttäuschend fand - es war nur der Hauptdurchgang zugänglich und ich fühlte mich dort ein bißchen, wie in einem U-Bahn-Tunnel… Die “richtige” Bunkeratmosphäre, die ich mir vorgestellt und davon versprochen habe, fehlte irgendwie, auch wenn die ausgestellten Exponate interessant waren…
Übrigens gibt es im Memorial auch noch eine Ausstellung zu Europa nach 1945, aber nachdem wir dort im Museum bereits vier Stunden zugebracht haben, machten wir uns auf den Weg zu den Stränden, wo die Alliierten gelandet sind… Erst waren wir am Omaha Beach in St. Laurent sur Mer… Ein kleines Nest, wo die Amerikaner an Land gegangen sind und wo es heute eine regelrechte
Erinnerungsindustrie gibt… Denkmäler, die an die Gefallenen erinnern, D-Day-Museen in jedem Dorf und Restaurants, Brasserien, die Omaha Beach oder D-Day heißen und von Amerikanern besucht werden, die statt die französische Küche zu probieren, lieber Hamburger essen… Na ja, jedem das seine!
Wir haben auf jeden Fall nach einem Spaziergang am Strand moules a la creme, also Muscheln auf normannische Art in Sahnesauce gegessen und mit einem Cidre (ich) und Wasser (Bertrand, weil er
am Steuer saß) angestoßen…
Weiter ging es zum Amerikanischen Friedhof auf dem heute mehrere Tausend gefallene Soldaten ihre letzte Ruhe gefunden habe… Unter denen auch viele polnische Namen - besonders krass fand ich den
Kreuz auf dem Robert A. Lewandowski steht, ein Name der heute wieder hoch aktuell ist… Zufälligerweise stießen wir dort auf eine Führung, die gerade erst angefangen hat und mit der wir gelaufen sind… Die Fremdenführerin, eine junge Frau erzählte - fast mit Tränen in den Augen - von den gefallenen und zum Teil bis heute vermissten Helden, die mit der Befreiung Europas zu tun hatten… Irgendwie typisch amerikanisch, aber passte trotzdem zum Ort und Stelle…
Neben dem Friedhof gibt es aber auch noch eine andere Sachen zum besichtigen… Alte deutsche Bunker, deren viele immer noch die französische Atlantikküste säumen (ich kann mich erinnern, als ich vor Jahren, 92 oder 93 in Soulac sur Mer bei Bordeaux war, standen da auch Bunker am Strand, von denen ich schon damals fasziniert war). Deshalb unternahmen wir noch einen Spaziergang zu den alten deutschen Stellungen, von wo man einen guten Blick auf die Küste hat, bis wir dann mit dem Auto weiter entlang der Küste fuhren…
Am Abend kamen wir dann in Arromanches an, wo es einen der beiden künstlichen Häfen gab, die von den Alliierten bei der Erstürmung der Normandie gebaut wurden. Noch heute liegen viele
der Hafenteile als Wracks im Wasser und zeugen von dieser Geschichte… Sehr beeindruckend! Und als schönen Abschluss des Tages fand ich auch den Mural, den ich in einer Straße entdeckte…
Zwei Mädchen, die mit Kreide an die Mauer schreiben: PLEASE NO MORE WAR… LOVE

Created in Day One

Keine Kommentare: