Donnerstag, 31. Mai 2001

31.05.2001 Istra Novosti

Und wieder habe ich mich lange nicht mehr melden können, aber heute versuche ich die Zeit nachzuholen...
Ich war ja letzte Woche zur Schulung in der Schweiz, und seit dem ich zurück bin hatte ich bis heute keinen freien Tag gehabt, weswegen ich nicht dazu gekommen bin, etwas zu schreiben. Das blöde ist, ich habe auch endlich die Unterlagen für meinen Englisch-Kurs bekommen, und bin auch noch nicht so richtig dazu gekommen, dort rein zu gucken. Aber heute will ich mich auch endlich daran setzen – in einer Woche soll ich ja schon den ersten Test zur Überprüfung abschicken, und ich weiß noch nicht ein Mal, was ich überhaupt lernen soll... Toll, nicht wahr???
Aber ansonsten geht es mir eigentlich ziemlich gut. Das Seminar war toll, und es war auch gut mal wieder aus seinem Zielgebiet raus zu kommen, andere Menschen zu sehen, neue Kollegen kennen zu lernen (natürlich auch die alten Bekannten wieder zu sehen), und auch wieder neue Abschnitte Europas kennen zu lernen. Ich bin ja dorthin mit meinem Dienstauto gefahren, also kam ich unterwegs an Venedig, Verona, Bergamo und Mailand vorbei, durch Tessin, an Lago di Como und Lugano vorbei und durch den Gotthard-Tunnel. Dabei ist mir auch eingefallen, dass ich einen Teil dieser Strecke bereits vor paar Jahren gefahren (eigentlich gefahren worden) bin, und zwar als ich nach Korsika fuhr... Auf jeden Fall hat mir die Schweiz außerordentlich gut gefahren (und das liegt nicht nur an der Lindt-Schoki), aber die Sprache... Die Nachrichten kann man im Radio sehr gut verstehen, aber wenn es zur Sport-Nachrichten kommt versteht man nur noch Bahnhof... Und was mich auch überrascht hatte – ich konnte im Hotel auch die deutschen Privat-Sender im TV empfangen und auch dort wurde Schwitzer Dütch geredet. Ich wußte noch gar nicht, dass die Werbeblöcke speziell eingeschaltet werden... Naja, man lernt nie aus!
Tja, zur Zeit passiert nicht so viel interessantes in meinem Leben, weswegen dieses Mail auch ziemlich kurz ausfällt (in Vergleich zu meinen letzten). Morgen muss ich am Flughafen einen Mitarbeiter von TUI Polska in Empfang nehmen, und ihm in der nächsten Woche alle unsere Hotels zeigen, aber ich freue mich schon auf den nächsten Freitag – da wir er nämlich ausreisen und mit der Maschine aus Berlin sitzt dann meine Mutter!!! Mein erster Besucher in Kroatien!!!
Bis dahin versuche ich mich aber noch zu melden... Schönen Gruß aus Porec

Montag, 7. Mai 2001

07.05.2001 Istra Novosti

Hallo liebe Familie und Freunde,

lange habe ich mich nicht mehr gemeldet, aber es ging ja auch darum, endlich richtig zu arbeiten, und deshalb auch hatte ich letzte Woche nicht so viel Zeit. Da es letzte Woche in Polen ein langes Wochenende gab (ein sehr langes – eigentlich die ganze Woche), hatte ich eine Ankunft von über 300 Gästen. Ein Super-GAU ist aber trotzdem nicht eingetreten, und da hatten auch (leider) die Hotels eine helfende Hand in Spiel. Es hat sich nämlich jetzt in Nachhinein herausgestellt, dass einige (und nicht wenige) meiner Einladungen gar nicht an die Gäste verteilt wurden, und deshalb auch keine Gäste zu meinen InfoTreffs gekommen sind. Wenn ich bei alles Treffs 60 Gäste gesehen habe, so war es schon viel... Aber trotz allem war es streßig genug, da ich in 2 Tagen 11 InfoTreffs in 5 verschiedenen Ortschaften halten sollte, und bin den ganzen Tag lang die Küste hoch und runter gefahren... Naja, im Sommer wird es noch anstrengender – da darf ich bis zu 18 InfoTreffs halten... Naja, es war die Feuerprobe... und damit es noch nicht zur Gewohnheit wird, durfte ich dafür gestern frei machen – ich hatte nämlich diese Woche überhaupt keine Ankunfte. Erst nächste Woche kommen wieder ein paar Gäste... Aber bis es wieder so voll, wie letzte Woche wird, wird noch einige Zeit vergehen.
Ich versuche weiterhin in meiner Freizeit die Gegend kennenzulernen – man erzählt ja in den InfoTreffs öfters von Sachen, von denen man keine Ahnung hat, und damit es nicht zur Gewohnheit wird, muß ich mich ja hier wenigstens bißchen auskennen. Deshalb auch war ich am letzten Mittwoch in dem sog. „Grauen Istrien“, also dem Binnenland. Es gibt dort einige nette Ortschaften, die auf den Kuppen der Hügeln entstanden sind, und ihr mittelalterliches Stadtbild beibehalten haben. Man kann dort auf den Stadtmauern spazieren gehen, die kleinen Gassen unsicher machen, und natürlich auch einen Kaffee oder Cappuccino trinken... Da es aber eigentlich zu heiß war, bin ich dann doch lieber bei Mineralwasser geblieben! Naja, aber auch an meinem freien Tag durfte ich merken, dass ich zur Zeit viele Gäste habe. Schon als ich am vormittag nach Porec reinfuhr hatte ich meine ersten Gäste getroffen... und auch später in den Bergen lief ich meinen Gästen über den Weg! Aber es wurde doch noch spaßig... Ich habe mich mit meinen Gästen über unsinnige Fragen unterhalten (sie waren dabei, als ich kurz vor einem InfoTreff von einem anderen Gast gefragt wurde: „Wissen Sie, wo ich hier die nächste Autowäscherei finde?“), und irgendwann ist es ans Tageslicht gekommen, dass wir sehr gerne die Bücher von Chmielewska lesen (für die, die sie nicht kennen – eine polnische „Krimi“-Schriftstellerin – und... Ihr habt was verpaßt!). Es war so toll, dass ich dann sogar auch noch freiwillig mit den Gästen die Stadt besichtigt habe, bevor wir uns verabschiedet haben. Mehr von solchen Gästen!!!
Aber auch gestern habe ich wieder ein Stück Istrien kennen gelernt. Mit einem bekannten Kroaten war ich in Rijeka, der größten Hafenstadt in Nordkroatien, und später auch noch in Opatija und auf dem Berg Ucka. Und dabei habe ich bemerkt, dass sich mein Leben in der letzten Zeit immer wieder um geteilte Städte dreht. Berlin, als mein Wohnort, Zypern und Nicosia letztes Jahr und Rijeka jetzt, die bis 1947 zwischen Jugoslawien und Italien geteilt war. So findet man noch heute in dieser Stadt zwei Bahnhöfe, zwei Häfen und zwei Rathäuser... Dafür gibt es oberhalb der Stadt nur eine Festung, und zwar die Festung Trsat. Von da hat man einen tollen Blick über die Kvarner Bucht mit den Inseln Krk und Cres und auch zur Ostküste Istriens mit Opatija, Lovran und dem Ucka-Bergmassiv, wo wir dann auch noch am Nachmittag waren. Ucka ist nämlich der höchste Berg Istriens (fast 1400 m), und man kann bis auf den Gipfel mit dem Auto fahren, und braucht dann nur noch eine 4 Meter hohe Aussichtsplattform zu besteigen. Leider gab es gestern keine gute Aussicht, da es ziemlich neblig und wolkig war. Aber, ich kann ja wieder hin... Bevor wir aber zum Ucka gefahren waren, waren wir auf einen Kaffee in Opatija, wo am Wochenende die Wahl zum Mr. und zur Miss Hrvatski statt gefunden hat. Also... es waren einige gut aussehende Menschen auf den Straßen zu sehen...

Dafür war ich dann heute wieder in Triest. Mein Kollege mußte in dortigem kroatischen Konsulat sein Arbeitsvisum abholen, und da wir immer noch nicht wissen, ob es polnischen Staatsbürgern gestattet ist, deutsche Autos zu fahren, bin ich mit ihm über die Grenzen... Ein bißchen eigenartig war es schon. Schon lange brauchte ich mich nicht zu erklären, warum ich in die Staaten der EU reinfahren möchte, und was ich dort vorhabe. Aber so war es heute an der slowenisch-italienischen Grenze passiert... Naja, auf jeden Fall habe ich heute etwas neues kennengelernt... Auch wenn das Wetter nicht besonders schön war (seit einigen Tagen regnet es abends), und es am Himmel mit Wolken behängt war, so war es doch ziemlich warm (die Thermometer zeigten 21-24°C an), und da es nicht geregnet hat, konnten wir gut durch die Stadt laufen, und uns die Häuser angucken. Aber es soll ja nicht das letzte Mal sein, daß ich in Triest war. Es gibt dort noch einiges zu entdecken – und das, obwohl es eigentlich eine Industrie- und Hafenstadt ist. Naja, auf jeden Fall will ich am kommenden Wochenende nach Portoroz – dort findet ab morgen eine Yacht-Messe statt, also ist zu erwarten, daß viele schöne Schiffe vor Anker liegen, und vielleicht auch noch interessante Veranstaltungen statt finden. Ich muß bloß bei meiner Chefin Bescheid sagen, daß ich wieder ins Ausland möchte, damit mein Telefon auf jemand anderen umgeschaltet wird. Ich trage ja schon wieder das 24h-Handy mit mir herum...
Aber... bis es soweit wird, werde ich wahrscheinlich auch noch einiges von Kroatien kennen lernen. Da ich diese Woche wenige Gäste habe, soll ich an Ausflügen teilnehmen, damit ich endlich unser Angebot kennen lerne. Es ist schon witzig – ich bin hier schon seit fast 2 Monaten (ja, ja, man glaube es kaum, aber die Zeit ist zumindest für mich schnell verflogen), und bin immer noch in der Einarbeitungsphase...

So, daß soll mal wieder gewesen sein, aber keine Angst... I’ll back!
Schönen Gruß aus Istrien