Dienstag, 14. September 2010

Johannesburg, 12.-14.09.2010

Eigentlich sollte diese Reise erst Ende Oktober stattfinden… und ich war mir sogar noch auf dem Weg zum Flughafen nicht wirklich sicher, ob ich mitfliegen werde, aber… von Anfang an…
Nach Singapore Airlines, Air France, Quantas und Emirates hat auch Lufthansa endlich die ersten A380 in Dienst gestellt und bereits im April die ersten Ziele bekannt gegeben: Tokyo, Peking und Johannesburg. Durch meine großen Miles-and-More-Gutschriften war ich in der Lage, mir einen Erstflug mit dem neuen Großraumflugzeug zu leisten, aber leider kollidierte der Erstflug nach Tokyo mit meiner AIDA-Reise, für eine Reise nach Peking bräuchte ich ein Visum (was mir für einen Kurztrip zu umständlich erschien), also blieb nur Johannesburg übrig… Ohne lange zu überlegen, buchte ich den Erstflug für den 25. Oktober und freute mich schon Monate im Voraus auf meinen Erstflug mit der A380 und meinen Erstflug auf die südliche Halbkugel – eine doppelte Premiere für mich sozusagen.
Anfang September erreichte mich plötzlich eine Nachricht – Lufthansa bekam nicht die zusätzlichen erhofften Landerechte in Peking zugesprochen und würde bereits am 12. September nach Johannesburg fliegen… Ich überlegte kurz, klärte im Büro, ob ich meinen Kurzurlaub verschieben könnte und… buchte schnell um!
Und eigentlich war alles in Ordnung, die Umbuchungsgebühr wurde angezeigt (die Kreditkartendaten lagen vor, weil ich die Flughafensteuern und –gebühren zahlen musste), aber trotzdem konnte ich nicht, wie gewohnt im Internet einchecken… Und nachdem die Abflugszeit immer näher rückte, rief ich endlich beim Miles and More-Service an, nur um niemanden zu erreichen. Aber schließlich hatte ich jemanden bei Senatorservice in der Leitung, der mir erzählte, dass die Umbuchungsgebühr noch nicht verrechnet worden sei, und deshalb der Internet check in nicht funktionieren würde. Ich solle aber zum Flughafen fahren und würde am Schalter einchecken können – ich fragte noch, ob ich nicht zuerst zum Ticketingschalter gehen sollte, aber das wurde verneint…
Nichts desto trotz ging ich am Flughafen zuerst dort vorbei, und nachdem die Buchungsdaten überprüft wurden und ich die Umbuchungsgebühr bezahlt habe, konnte ich sofort am Automaten einchecken – und zwar bis einschließlich Rückflug Johannesburg-Frankfurt. Nur für die Strecke nach Berlin war es noch zu früh…
Der Flug nach Frankfurt verlief ruhig, aber da es in Frankfurt selbst ein kleines Unwetter gab, starteten wir mit ca. 20-minutigen Verspätung, und als wir endlich am Gate in Frankfurt ankamen, blieb für den Umstieg nicht mehr viel Zeit übrig… Ich hatte bei dem ursprünglich für Oktober gebuchten Flug viel mehr Zeit eingeplant, weil ich mir auch einen entsprechend festlichen Rahmen für den Erstflug erhofft hatte, aber… bei der Umbuchung habe ich nicht mehr daran gedacht und kam langsam in Zeitnot. Und wer den Frankfurter Flughafen kennt, der weißt auch, dass die Wege dort lang sind – vor allem, wenn man vom Terminal A zum Terminal C laufen muss und dazwischen auch noch eine erneute Sicherheitskontrolle (diesmal sogar mit Schuhe ausziehen, was ich in Tegel nicht machen musste) und eine Passkontrolle über sich ergehen lassen muss. Und als ich endlich am Gate ankam, waren die meisten Gäste schon an Bord und ich… wurde am Gate aufgehalten – laut den Passdaten im Computersystem sei ich ein Mexikaner, also musste es in Kleinarbeit korrigiert werden (dabei hatte ich die Daten selbst im Internet eingegeben und der Reisepass wurde auch noch am Check in-Automaten in Berlin eingescannt – aber scheinbar gibt es meine Passnummer doppelt… Ich freue mich schon auf die nächsten Reisen mit dem neuen Dokument!).
Endlich an Bord, suchte ich schnell meinen Platz 74A (und das war noch nicht die letzte Reihe, vielmehr saß ich über dem Flügel, also in etwa in der Mitte des Flugzeugs), und nachdem auch noch die verspäteten Gäste aus Paris eingestiegen waren (ein Bekannter von mir ist mit diesem Flieger nach Frankfurt gekommen und berichtete, dass sie verspätet starteten und dann auch noch in Frankfurt durchstarten mussten), wurden wir vom Gate zurück geschoben und über die Westbahn starteten wir in den nächtlichen Himmel Richtung Süden.
Man merkt tatsächlich, wie schwer der Flieger sein muss, da es ziemlich lange dauert, bis die Maschine die Reiseflughöhe (von immerhin 12 km) erreicht, und entsprechend lang dauerte es, bis der Service an Bord begann – zuerst mit einem kleinen Snack und Getränk (für mich ein Glas Sekt – man muss ja den Erstflug begießen), dann endlich nach ca. 2 Stunden mit dem Hauptgang (ich hatte Sonderessen bestellt, also bekam ich meinen Pangasius mit Gemüse früher als der Rest der Kabine)… Es wurde bereits 1 Uhr morgens, und als ich mit dem Essen fertig war, schob ich mir sofort die Ohrenstöpsel rein, damit ich schlafen konnte – es erwartete mich ja ein langer Tag, also wollte ich wenigstens ein bisschen Schlaf bekommen. Das war aber etwas schwierig – ich hatte zwar genug Platz (der Mittelsitz blieb frei, also konnte ich mich etwas breiter machen), aber… schlafen im Flugzeug, also im Sitzen ist anstrengend, und so wurde ich immer wieder wach… Ich glaube, mehr als 3 Stunden Schlaf habe ich nicht bekommen, bevor ich aufgab und mir einen Film („Briefe an Julia“) auf dem Monitor vor meinem Sitz anschaute.
Gegen Morgen hatten wir Afrika fast schon hinter uns gebracht, und die Landung in Johannesburg wäre fast ohne größere Vorkommnisse passiert, wenn… die Besatzung zeitig pünktlich geworden wäre, aber so… beobachtete ich die Landung auf dem Monitor vor mir und merkte plötzlich, dass wir gar nicht mehr runter gehen, sondern wieder abheben! An den Motorengeräuschen konnte man es auf jeden Fall nicht merken, aber die A380 gewann wieder an Höhe und nachdem wir zu einer Ehrenrunde über dem Flughafenbereich ansetzten, meldete sich unser Kapitän, dass wir das der Cabin crew verdanken. Tja, ich fand es auf jeden Fall nicht sooo schlimm und bald landeten wir dann doch noch auf dem Flughafen. Eigentlich hatte ich einen speziellen Empfang erwartet, aber leider wurde ich enttäuscht – ohne eine Wasserdusche rollten wir durch das Gelände bis zum Terminal und schon einige Minuten später konnten wir aussteigen… Ich zog mich noch während des Fluges um, aber nicht desto trotz machte ich mich noch etwas frisch auf der Toilette, bevor ich mich weiter zum Passkontrolle begab und im Ankunftsbereich nach meinem Abholer Ausschau hielt. Und da stand er auch schon da, Oliver, mein Guide für die nächsten paar Stunden, und hielt ein Schild mit meinem Namen in der Hand…
Er kümmerte sich schnell um einen Wagen für uns, und schon wenige Minuten später verließen wir den Flughafen und auf der Autobahn an Johannesburg vorbei, fuhren wir Richtung Soweto. Oliver erzählte immer wieder interessante Sachen zu den Gebäuden und Orten an denen wir vorbei kamen, und so war die Fahrt ziemlich kurzweilig bis wir am Platz ankamen, wo Martien, ein hier „gestrandeter“ Holländer sein Fahrrad Business eröffnete. Und schon wenige Minuten später saß ich auch auf einem Sattel und zusammen mit Olivier und einer seiner jungen Kolleginnen, die zum lernen mitkam, machten wir uns auf, Soweto zu entdecken.
Für mich ist Soweto ein Slum gewesen, aber ich wurde des besseren belehrt. Ich bin mir zwar sicher, dass wir mit Olivier nicht in die schlimmsten Gebiete gefahren sind, wo es unter Umständen auch hätte gefährlich sein können, aber auch so kamen wir durch so genannte „Hostels“, wo vor allem Wanderarbeiter hausen und… ganz sicher fühlte ich mich dort nicht – als einziger Weißer unter lauter Schwarzen fühlt man sich nicht besonders wohl, oder? Und wenn man auch noch weiß, dass man sich Sachen leisten kann (wie diesen Ausflug), der für die Menschen in der gesamten Umgebung nicht nur unerreichbar, sondern auch unvorstellbar sei, dann fängt man an, über das Leben und die Menschen im Allgemeinen nachzudenken. Aber man sollte sich eben von der Vorstellung verabschieden, dass ganz Soweto ein großer Slum ist, denn auf unserer Rundfahrt habe ich auch Häuser gesehen, die problemlos in Eigenheimsiedlungen in Europa stehen könnten… Wobei… ganz kann man es doch nicht vergleichen… Wir machten einen Stopp an einem kleinen Lebensmittelgeschäft (das total vergittert war, damit es nicht überfallen werden konnte – für den Austausch von Waren und Geld wurde nur ein kleines Fenster frei gelassen), an einem Supermarkt (das schon eher nach europäischen/amerikanischen Vorbild, es gab sogar Geldautomaten in der Nähe, wo ich mit meiner deutschen EC-Karte Bargeld holen konnte), an einem Kindergarten (oh mein Gott, klein, laut… anstrengend! Aber das könnte auch daran liegen, dass ich ja selbst keine Kinder habe – und im täglichen Leben keine Kindertagesstätten besuche… Auf jeden Fall verdienen diese 10 Frauen, die sich dort um 120 Kinder kümmern, meinen Respekt! Und mit „kümmern“ meine ich nicht nur die Betreuung und Erziehung aber auch Essen kochen (zwei Mahlzeiten täglich), Verwaltung und viele mehr…), mehreren Schulen (jede Sprach- und Dialektgruppe hat eigentlich eigene Schulen, also nichts mit Afrikaans als Landessprache Nummer 1), einem Wohnhaus (angeblich von Oliviers Tante – außen gut im Schuss merkte man im Inneren aber schon, dass es kein Neubau ist. Vor dem Mittagessen besuchten wir noch ein Denkmal, das den Opfern der Studentenaufstände von 1976 gewidmet war, die sich gegen die Sprachenpolitik des Landes verteidigen wollten, bevor wir in einem kleinen Imbiss einkehrten, wo es laut Olivier die besten Burger Sowetos gab – man stelle sich ein aufgeschnittenes Kastenbrot vor, das ausgehöhlt wird und mit lauter Zeug – also Schinken, Käse, Salat, Wurst, Würstchen, Pommes usw. belegt wird. Alles wird natürlich erwärmt und mit ausgeschnittenen Brotstück serviert, damit man es auf den Essensberg drauflegen und als Burger essen kann… Klingt eigenartig (leider existiert auch kein Bild davon, da meine Kamera bereits anzeigte, dass das Akku langsam leer ist), schmeckte aber trotzdem! Es könnte aber auch daran liegen, dass wir da schon bereits einige Stunden auf dem Fahrrad hinter uns hatten *fg
Nach dem Essen setzte sich der geschichtliche teil der Tour fort, denn zuerst fuhren wir zu Mandela’s Family House (heute ein Museum) und dann über Seitenstraßen auch noch zum Haus, wo heute Bischof Tutu lebt – beides Friedensnobelpreisträger und heute wohl die beiden bekanntesten Südafrikaner in der Welt…
Langsam neigte sich auch unsere Tour dem Ende zu, aber nach vier Stunden up und down, also bergauf und ab (unsere „Schülerin“ auf der Tour hatte das Gefühl, dass wir ständig nur bergauf fahren, aber ich kam erstaunlich gut mit der Strecke zu recht – und das trotz über 30 C und sengender Sonnenstrahlen) war auch ich langsam müde, stellten wir die Fahrräder an Martiens Container (wortwörtlich! Seine Fahrradwerkstatt ist in einem alten Überseecontainer eingerichtet) ab und liefen mit Olivier zum Bischofs Tutu’s Haus, wo wir dann eine Bar aufsuchten – und auch wenn ich mit meiner Bestellung zu einiger Verwunderung beitrug, so schmeckte mir mein Alster sehr gut! Lach! Und als ich auch noch erzählte, dass man in Deutschland auch Bier mit Cola mischt, kamen Olivier und der Kellner aus dem Staunen nicht mehr heraus…
Tja, aber langsam war auch mein Tag in Südafrika fast schon wieder vorbei, unser Fahrer kam mit meinen Sachen, um uns aus der Bar abzuholen, und auf den zum Teil schon bekannten Straßen (u.a. an dem Stadion vorbei, wo das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft statt gefunden hat), ging es zum Flughafen vorbei, wo ich auf der Toilette wieder in mein small casual Outfit wechselte, um den Rückflug nach Frankfurt anzutreten… Und wieder ist es ohne Vorkommnisse verlaufen – ich habe mich noch vor dem Abflug nach hinten umgesetzt, da das letzte Compartment total leer war, aber auch wenn ich damit 3 Sitze für mich alleine zur Verfügung hatte, so habe ich in der Nacht nicht viel mehr als in der Nacht zuvor geschlafen, so dass das Entertainment Programm wieder für meine Zerstreuung herhalten musste (diesmal Jake Gyllenhaal als „Der Prinz von Persia“) und noch bei Dunkelheit (diesmal ohne durchzustarten) landeten wir wieder in Frankfurt. Der Erstflug des neuesten Baby von Lufthansa war vorbei und ich war dabei! Und bevor ich die Maschine verließ, durfte ich nach Rücksprache mit der Besatzung noch schnell die Treppe nach oben nehmen und mir kurz die Business und First Class anschauen... Schon nett! Auch wenn die First Class mit den 8 Plätzen wie ein wirklich kleines Zimmer wirkt… Aber der Komfort und der Service sind schon toll!
Wieder in Frankfurt musste ich mal wieder zwischen den Terminals laufen (diesmal von B nach A), aber da ich diesmal genug Zeit hatte und den Tunnel zwischen den Terminals nehmen konnte, hatte ich noch genug Zeit, um einen Kaffee zu trinken (die verhältnismäßig neuen Kaffeeautomaten mit großer Auswahl sind schon toll!) und kurz durch den Duty free zu schlendern, bevor ich den Flieger nach Berlin bestieg – und auch diesmal einen speziellen, nämlich einen Jumbo, der ausnahmsweise im September einige Male auf der Strecke nach Berlin eingesetzt wurde. Und an Bord traf ich auch einen Flugbegleiter von der A380 wieder, der ebenso nach Berlin nach Hause flog – aber das ist eine ganz andere Geschichte! (Nämlich gar keine…)

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