Samstag, 29. Mai 2010

29.05.2010

Nachdem ich Gestern in Bergen nur noch Stichpunkte über meine Erlebnisse machte, sitze ich mittlerweile auf dem steilen, schiefen Dach der Staatsoper in Oslo, die Sonne scheint wieder (ok, ich sehe die nächste große dunkle Wolke am Horizont, aber als ich ins Stadtzentrum kam, regnete es bereits), es ist schön warm, und so macht es mal wieder Spaß, die Menschen zu beobachten, Musik zu hören (aber keine Lieder des ESC – das kommt erst heute Abend) und… ein bisschen zu schreiben…
Gestern war ich also noch in Bergen und bevor ich am Nachmittag zum Flughafen aufgebrochen bin, entschloss ich mich, noch ein bisschen die Stadt zu entdecken, weil dafür bisher eher wenig Zeit zur Verfügung stand. Ich guckte mir genau den großen Segler an, der im Hafen vor Anker liegt (dabei dachte ich am Abend zuvor, dass er bereits abgefahren ist – aber am Morgen war er wieder da; ein deutscher Segler vom Anfang des 20. Jahrhunderts), dann lief ich durch das Festungsgelände und immer weiter nach oben, weil ich eigentlich auf den Floien, den Hausberg Bergens laufen wollte. Unterwegs holte ich mir bei 7/eleven (witzig, eine Kette, die ich aus den USA kenne) ein belegtes Panini und einen Kaffee (mal wieder ca. 10 EUR) zum Frühstück und… lief und lief und lief… bis ich merkte, dass ich an einer der Mittelstationen der Floienbahn angekommen bin – und zum Gipfel ist es noch weit weg.
Da ich mittlerweile etwas außer Atem war (die Sportpause seit Februar und die andauernde Erkältung machen sich bemerkbar!), holte ich mir am Automaten ein Ticket und freute mich bald, als ich merkte, dass sich der Kabel der Bergbahn in Bewegung setzte… Nur… dass ich mit meinem Ticket nicht durch die Absperrung kam und… die Bahn ohne halt nach oben durchgerauscht ist! Ich wollte mich schon aufregen – nein, ich habe mich bereits aufgeregt, was der Scheiß soll, vor allem, da auf einem Leuchtbahn informiert wurde, dass die Bahn alle 30 Minuten fährt, aber… bald bemerkte ich, dass sich der Kabel wieder bewegt! Und diesmal hielt die Bahn auf dem Weg nach oben an meiner Station tatsächlich an, der Führer stieg aus seinem Zug aus, entriegelte die Tür (anscheinend eine Störung) und in wenigen Minuten war ich auf über 600m ü.d.M.! Was für ein Ausblick! Alleine dafür hat sich die Fahrt schon gelohnt und da das Wetter mittlerweile auch besser wurde (am Morgen war es noch kühl und diesig), entschied ich mich zumindest den Rückweg zu Fuß hinter mich zu bringen und ca. 1,5 Stunden lang lief ich, teilweise über Stock und Stein, herunter, bis ich wieder am Hafen war.
Wenn man mir gesagt hätte, ich soll es machen, ich hätte mich wohl dagegen entschieden, aber da es meine eigene Entscheidung war und ich den Abgang im eigenen Tempo gestalten konnte, genoss ich es wirklich durch die Natur zu wandern und die vielen Farne, Moose und Beerenpflanzen zu sehen, die Felsen anzuschauen, dem Plätschern des Wassers zu lauschen, dass beinah überall zu sein schien…
Unterwegs merkte ich auch, dass ich fast keine Halsschmerzen mehr verspürte, was natürlich noch zusätzlich meine Laune hob – das leichte Kratzen konnte man glatt „übersehen“…
Im Hafen angekommen lief ich endlich zum Fischmarkt und nach einigen Photorunden entlang der Stände und der Becken mit lebenden Krabben und Krebsen, entschied ich mich für eine Mittagspause mit Fisch! Lecker! Auch wenn ich wohl in Deutschland keine 18 EUR für einen Teller mit Schrimps und Krebsfleisch ausgegeben hätte… Habe ich schon erwähnt, dass es hier teuer ist???
Vom Hafen war es nicht mehr weit zurück ins Hotel und direkt vor dem Hotel wartete mal wieder ein Flughafenbus (Haltestelle direkt vor dem Eingang), so dass es nicht mehr lange dauerte, bis ich am Flughafen mein Gepäck einchecken konnte – und erlebte dabei auch eine kleine Überraschung. Ich hatte mich bereits am Abend zuvor im Internet eingecheckt und umso erstaunte war ich, als auf der Bordkarte plötzlich nicht mehr 12F (also Fensterplatz hinten), sondern 1C stand! Wurde ich etwa upgegraded? Ich hatte zwar im Vorfeld SAS kontaktiert, aber eigentlich mit der Strecke nach Bergen gerechnet und jetzt plötzlich 1C??
Ich wollte dem nicht so recht glauben, aber als ich beim boarding nochmals einen Ausdruck mit diesem Platz bekam, setzte ich mich dort auch brav hin – und erlebte meine (SAS-) blaues Wunder! Nicht nur dass der Mittelplatz nicht unbesetzt blieb und man das ganze Handgepäck in die Ablage legen musste (war ja die erste Reihe, also kein Gepäck unter den Füssen gestattet), es gab auch keine spezielle Behandlung! Ok, man hatte mehr Platz für die Beine, aber ansonsten… Es wurde ein Pappbecher mit Kaffee oder Tee serviert – und das jedem im Flieger! Und dafür wurde mein Fensterplatz geopfert?? Ich war mehr als enttäuscht…
In Oslo angekommen holte ich schnell mein Gepäck, suchte nach dem Flughafenzug und bereits eine Halbe Stunde später kam ich in Skoeyen an, wo ich mein Zimmer in einem Scandic Hotel reserviert habe. Das Hotel (wir bekommen bald auch ein Haus dieser Kette in Berlin am Potsdamer Platz) war OK, aber nichts besonderes – als ich an der Rezeption nach der „Spezialität“ der Scandic Hotels fragte, hieß es, sie seien nordisch, ökologisch und fast vollständig biologisch abbaubar und so sahen die Zimmer auch aus – viel Holz, wenig Chemie… Natur halt! Sogar einen kleinen Käfer habe ich gefunden und erlegt, kaum betrat ich das Zimmer. Ich will nur hoffen, dass es tatsächlich ein Käfer war…
Am Abend habe ich nicht mehr viel unternommen, bei McDonalds zu Abend gegessen, die Umgebung des Hotels (lauter Geschäfte) ausgekundschaftet und… wieder mal online gewesen – Internet was included. Genauso wie das Frühstück, so dass ich den heutigen Tag mit einer ausgebiegen Mahlzeit begonnen habe und… dann keine Kraft hatte, den Tag wirklich anzugehen. Nach dem Frühstück kam ich nämlich aufs Zimmer zurück, flätzte mich in den bequemen Liegestuhl vor dem Fernseher, machte wieder Internet an, und… brauchte wohl nochmals eine Stunde, um wieder aufzustehen…
Ah nochmals zum Frühstück – zum einen saß in meiner Nähe eine Familie mit einem Kind im Kinderwagen… Sie waren anscheinend schon mit dem Essen fertig, aber zu faul sofort aufzustehen und… das Kind langweilte sich auch in seinem Gefährt und machte es auch laut kund! Ich dachte, ich werde verrückt, und das, wo ich doch in Ruhe meinen Kaffee genießen wollte! Und als ob das nicht genug sei, blitzte die Mami ständig mit ihrem Arschgeweih in meine Richtung – and it was really a big one! Sehr unappetitlich!
Kaum waren sie weg, kam dann ein deutsches Männerpärchen zum Frühstück. Im Partnerlook von Lonsdale-Poloshirts… Wenn ich jemals so werden sollte, erschießt mich bitte! Danke…

Letztendlich machte ich mich aber endlich auf den Weg und vom Bahnhof Nationaltheatret lief ich zum Hafen runter, wo sich das moderne Einkaufsviertel Aker Brygge befindet. Sehr stylisch, sehr schön, hat mich ein bisschen an Potsdamer Platz erinnert, auch wenn die Häuser natürlich nicht so hoch sind. Leider fing es gerade anzuregnen, also konnte ich den Spaziergang nicht 100% genießen, aber trotzdem hat es mir dort sehr gut gefallen. Nach einer Runde bewegte ich mich weiter entlang des Hafens, zuerst zum Eurovision Village, dass vor dem Rathaus aufgebaut wurde (sollte ich mir für die Show am Abend merken!), dann weiter Richtung der AIDAcara, die gerade vor Anker lag (ob die für die Nacht im Hafen bleibt, um Lena zu unterstützen?), an der alten Stadtfestung entlang (unterwegs sah ich Charlotte Engelhart sowie einen Ü-Wagen von N24.tv – wie ich aufschnappen konnte, wollen sie am Abend sparsam drehen, aber natürlich alles mit Lena!), bis ich an der Neuen Staatsoper ankam.
Und jetzt sitze ich, wie gesagt, auf dem Dach des Opernhauses, genieße die Sonnenstrahlen (die dunkle Wolke am Horizont wird aber immer größer, also sollte ich wohl bald aufhören und mich woanders begeben), beobachte den russischen Großsegler Sedow, der hier in der Nähe vor Anker liegt und… es geht mir gut!

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